Lünetopia ist abgebrannt – Warum ich trotzdem nicht den Kopf in den Sand stecke!

Wenn dich das Leben wieder niederstreckt
Und du liegst mit dem Gesicht im Dreck
Fang an zu graben, denn dort ist es verborgen
Genau da findest du das Gold von morgen

(Alexa Feser – Das Gold von morgen)

Lünetopia 2021 brannte ab, noch bevor das neue Jahr begonnen hatte. Es war der Vormittag des Silvestertages 2020. Die Berliner waren gekauft, das Raclette-Paket beim Restaurant einzigartig stand zur Abholung bereit und wir freuten uns auf einen entspannten Abend zu dritt mit unserer Freundin Heidrun. Die Töchter waren hier gewesen und machten sich bereit, zu ihren Silvesterverabredungen in Köln beziehungsweise Hamburg aufzubrechen.

Ich habe mich immer gefragt, wie ich mich in einem Notfall verhalten würde. Heute weiß ich: Ich wäre kein guter Ersthelfer. Aber ich kann gut um Hilfe rufen. Vielleicht ist mein geliebter Mann an diesem Vormittag dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen. Vielleicht hat der Freund meiner Stieftochter ihm auch das Leben gerettet. Wir wissen es nicht. Und was würde uns dieses Wissen auch bringen? Eine gefühlt endlose Zeit vergeht, bis der Krankenwagen kommt und Matthias mit ins Krankenhaus nimmt. Mitfahren darf ich nicht – wegen Corona. Anrufen soll ich frühestens in zwei Stunden. Ein Spaziergang mit der Stieftochter und ihrem Freund lenkt ein wenig ab. Und schon am Nachmittag kann ich Matthias im Krankenhaus besuchen. Er ist bei Bewusstsein und kann sich an nichts erinnern. Am 6. Januar kommt er nach Hause. Er muss jetzt Medikamente nehmen und darf ein Jahr lang nicht Auto fahren. Aber es geht ihm gut. Er betrachtet das Ganze als einen Wink des Schicksals, ein Zeichen, eine Mahnung „von oben“, sein Leben neu zu ordnen. Wie würde also unser 2021 aussehen, das ich noch am 30. Dezember in meinem Blogbeitrag in so rosigen Farben geschildert hatte?

Utopie und Realität – so verlief unser Jahr dann nun wirklich:

Januar 2021

Deutschland befindet sich immer noch im Lockdown. Für eben diesen 6. Januar, an dem Matthias aus dem Krankenhaus kommen soll, habe ich gemeinsam mit einer Toastmasters-Kollegin versprochen, einen Online-Workshop zum Thema Stimme bei den Hamburg International Speakers zu geben. Der Gedanke, das durchzuziehen, scheint mir am 1. Januar noch völlig unmöglich. Aber ich möchte Natalia nicht hängenlassen, und am Ende tut es gut, mich etwas abzulenken. Der Workshop ist ein Kraftakt für mich – wird aber ein großer Erfolg. Wir bekommen sehr viel positives Feedback.

Der Rest des Januars ist noch sehr stark davon geprägt, dass ich verarbeiten muss, was passiert ist. Wir reden viel und es fließen viele Tränen. Tja, mit der geplanten Wohnmobil-Tour wird es ja wohl in diesem Jahr nichts, denn ich möchte auf gar keinen Fall die ganze Strecke selbst am Steuer sitzen. Doch wer mich kennt, weiß, dass ich immer schnell wieder nach vorne schaue und eine Lösung finde. Da war doch dieses hundefreundliche Hotel in Südtirol, von dem ich einmal in der Hundezeitschrift DOGS gelesen hatte. Wir buchen also zwei Wochen im Hotel Vinschgerhof für September. Die Anreise werden wir schon irgendwie mit der Bahn hinbekommen.

Südtirol 2021 ist gesetzt – wenn auch etwas anders als ursprünglich geplant!

Februar 2021

Schon am 2. Februar setze ich meinen wichtigsten Neujahrsvorsatz in die Tat um: Ich absolviere einen Erste-Hilfe-Kurs bei den Johannitern. Das bringt mir zwar die unangenehmen Erinnerungen zurück, gibt mir aber für die Zukunft ein besseres Gefühl.

Bei den Clubwettbewerben der Hamburg International Speakers schneide ich überraschend gut ab: Jeweils ein erster Platz bei den Bewertungsreden auf deutsch und englisch sowie ein zweiter Platz bei den deutschen Stegreifreden. Das Ganze findet natürlich nach wie vor nur online statt. Das ist zwar nicht ganz so schön wie in Präsenz, aber es ermöglicht mir, wieder regelmäßiger an den Clubabenden teilzunehmen – und auch mal bei anderen Clubs reinzuschnuppern. Die Speechless Toastmasters Bielefeld, die sich nach langer Planung entschlossen haben, nun zunächst online zu starten, inspirieren mich. Ob das für Lüneburg vielleicht doch eine Lösung sein könnte?

Der 6 Pfoten Valentine Run kann leider noch nicht stattfinden.

März 2021

Am 8. März öffnen die Läden wieder. Doch an Yoga oder Nia vor Ort ist noch lange nicht zu denken. Na ja, online ist besser als gar nicht.

Auch beruflich kommt es etwas anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Wäre die Position als Sekretärin im Salzmuseum nicht wie für mich gemacht? Doch nach dem Bewerbungsgespräch erhalte ich eine Absage. Freiberuflich läuft es jedoch weiterhin gut. Für die Landeszeitung darf ich einige ehemalige Rote-Rosen-Darstellerinnen und -Darsteller interviewen, unter anderem Cheryl Shepard, Isabel Varell und Janette Rauch. Für WAT LÖPT habe ich ebenfalls gut zu tun und als Komparsin bei Rote Rosen bin ich gerne gesehen.

Ein erster Lichtblick am Corona-Horizont: Die Tierparks dürfen wieder öffnen. Wir nutzen die Gelegenheit für einen Besuch im Wildpark Schwarze Berge und treffen uns dort mit unseren Freunden aus Hamburg mit ihren 9-jährigen Zwillingen. Wie schön, dass wir uns endlich mal wiedersehen! Außerdem gibt es Stoff für einen neuen Blogbeitrag, nachdem wir im Vorjahr ja den Wildpark Lüneburger Heide unter die Lupe genommen hatten.

Irgendwann in diesen Tagen macht es „klick“ bei mir und mit einem Mal fühle ich mich bereit, den Lüneburger Toastmasters Club doch zunächst online zu starten. Mein Team ist dabei und wir setzen den 27. April fest für das Launch Meeting von Speaking And Leading Toastmasters, kurz: SALT. Davon beflügelt, gewinne ich am 27. März auch gleich den Area Contest in der Disziplin Bewertungsreden auf Englisch!

Matthias arbeitet weiter an seiner Selbständigkeit und gründet die Innotens GmbH. Ist die Website nicht klasse geworden?

April 2021

Jetzt heißt es aber Gas geben, damit das Launch-Meeting ein Erfolg wird: Website, Social Media, Pressearbeit….. Dank meiner guten Kontakte berichten Landeszeitung, Wat Löpt und Quadrat über uns! Sogar Radio ZuSa meldet sich und macht ein Interview mit mir! Die Agenda muss gut gefüllt und durchgeplant sein, Einladungen müssen verschickt werden…..

Fünf Tage vor dem großen Tag bekomme ich noch meine 1. Corona-Impfung. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Das Launch Meeting am 27. April wird ein großer Erfolg! Mehr dazu hast Du ja vielleicht in meinem Blogbeitrag vom August gelesen.

Mai 2021

Bei der District Conference, bei der die besten Redner aus ganz Deutschland und Skandinavien antreten, schaffe ich es nicht unter die ersten drei. Dennoch kann ich darauf stolz sein, es so weit geschafft zu haben. Und auf jeden Fall war es eine interessante Erfahrung!

Zu Matthias‘ Geburtstag verbringen wir einen Tag und eine Nacht in Büsum – ein kleiner Vorgeschmack darauf, dass Reisen langsam wieder möglich ist. Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche sind jetzt wieder möglich – mit Nachweis eines negativen Coronatests.

Endlich geht es wieder los mit Agility bei der Hundeschule Hundegedanken.

Der Hafen von Büsum

Das kulturelle Leben kommt nur sehr langsam wieder in Fahrt und spielt sich weitestgehend draußen ab. Da kommt mir das Angebot, den neuen Reiseführer Lüneburg & Lüneburger Heide aus dem Michael Müller Verlag zu testen, sehr gelegen.

Und nein, der HSV steigt auch in diesem Jahr nicht auf…..

Juni 2021

Und dann kam Bert! Relativ spontan entscheiden wir uns für einen 2. Hund. Am 13. Juni zieht der Beaglewelpe bei uns ein. Vorher erholen wir uns aber noch drei Tage auf Sylt! Wenige Tage vorher habe ich meine 2. Impfung bekommen.

Yoga findet zwar jetzt wieder in Präsenz statt, aber ich muss erstmal pausieren und gehe in Hundeelternzeit. In meinem Blogbeitrag konntest Du lesen, wie die ersten Monate mit Bert waren.

Juli 2021

Endlich mal wieder ein Live Konzert! Die Veranstaltungsreihe Lüneburger Kultursommer findet nun schon im 2. Jahr statt. Culcha Candela hatte ich zwar nicht unbedingt auf meiner Top-Favoritenliste, aber Heidrun hat eine Karte übrig. Trotz des mehr als bescheidenen Wetters haben wir eine Menge Spaß beim Open-Air-Konzert auf den Sülzwiesen!

Am 13. Juli findet das erste Präsenztreffen von SALT in der Paul-Gerhardt-Kirche statt. Der Rednerclub Bergedorf unterstützt uns tatkräftig. Noch am selben Abend erklären vier neue Mitglieder ihren Beitritt.

Bei der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sterben mindestens 180 Menschen. Unsere Freunde und Familien in NRW sind zum Glück nicht schwer betroffen, auch wenn vollgelaufene Keller wirklich kein Spaß sind. Wir haben uns ausgerechnet das Wochenende vom 16. bis 18. Juli für einen Besuch am Niederrhein ausgesucht, bekommen aber wenig von der Katastrophe mit. Wie bereits im Vorjahr, beziehen wir Quartier im Hotel am Fischmarkt in Rheinberg. Es ist Berts erster Hotelaufenthalt! Wir verbringen einen zauberhaften Abend mit meiner Freundin Beate und ihrem Mann, besuchen Matthias‘ Mutter im Pflegeheim und meine Eltern auf dem Friedhof. Als wir am Samstagabend nach Köln fahren, um uns mit den Töchtern treffen, kommt uns eine Kolonne von THW-Fahrzeugen entgegen, die offenbar ihren Einsatz gerade beendet haben. Da wird es mir schon etwas mulmig.

August 2021

Piets Geburtstag feiern wir in diesem Jahr gar nicht besonders. Aber einen Ausflug in die Heide machen wir eine Woche später. Da die Wanderung vom Parkplatz in Niederhaverbeck bis zum Wilseder Berg für den kleinen Bert noch etwas zu weit ist, muss er einen Teil der Strecke im Buggy verbringen. Darüber ist er mittelmäßig begeistert.

Mein persönliches kulturelles Highlight in diesem Monat: Das Kunst & Frevel Barhocker Open-Air „Sport und andere Todesursachen“ im Kurpark!

September 2021

Das Beagletreff-Jubiläum wird nachgeholt. Statt 10 feiern wir nun 11 Jahre. Bert ist längst gut angekommen in der Meute und hat bei den Treffen großen Spaß!

Jetzt geht es endlich in den Urlaub! Doch die geplante Zugfahrt bereitet uns etwas Kopfzerbrechen, denn mit zwei Hunden wird es vielleicht doch ein bisschen kompliziert. Die Lösung: der Autoreisezug von Hamburg nach Innsbruck. Die Deutsche Bahn hat dieses Angebot zwar vor einigen Jahren eingestellt, doch die Österreichische Bahn hat den Autoreisezug wieder aufleben lassen. ÖBB Nightjet heißt das Zauberwort. Ein ausführlicher Bericht über unseren Urlaub wird als Gastbeitrag bei HundeReisenMehr erscheinen, ist jedoch noch (immer) nicht ganz fertig…. Auch auf Heikes Reiseblog habe ich bereits einen Gastbeitrag zum Thema Meran angemeldet. Vorab hier schon mal ein paar Fotos.

Oktober 2021

Leider komme ich mit einer fetten Erkältung aus dem Urlaub, die mich fast den gesamten Herbst noch quälen wird. Als der Husten etwas abklingt, fange ich endlich wieder mit dem Yoga an.

Wie geplant, nimmt Matthias mit Piet am Strong Dog Wild & Dirty North teil. Die beiden sind ein super Team. Sind die Fotos nicht klasse geworden? Für 2022 haben wir uns gleich angemeldet: Matthias wird mit Bert die 8 Kilometer absolvieren, ich mit Piet die 5 Kilometer.

Im September hat die neue Spielzeit im Theater Lüneburg begonnen. Voller Optimismus habe ich Tickets für vier Vorstellungen von Oktober bis Dezember gekauft. Der Tatortreiniger fällt leider wegen Krankheit des Hauptdarstellers aus. Aber der Rio Reiser Abend „Wenn die Nacht am tiefsten“ ist ein wahrer Genuss in der ganz besonderen Atmosphäre der Studiobühne des T.NT. Ausgerechnet beim Musical „Songs for a New World“, auf das ich mich so gefreut habe, muss ich leider gesundheitsbedingt passen. Vielleicht bekomme ich ja im nächsten Jahr noch einmal die Gelegenheit. Allerdings muss ich sagen – bei aller Solidarität mit dem Theater: solange die FFP2-Maskenpflicht auch während der Vorstellung gilt, bin ich raus. Da bleibt für mich der Genuss leider auf der Strecke. So ging es mir bei Der Nussknacker Anfang Dezember.

November 2021

Noch einmal 4 Tage Sylt! Wir haben großes Glück mit dem Wetter – bis auf einen verregneten Tag, den wir größtenteils im Sylt Aquarium und bei Gosch in der Alten Bootshalle verbringen. Auch Bert scheint sein erstes Mal auf der Insel gut zu gefallen. In der Nebensaison dürfen die Hunde ungestört am Strand frei laufen.

Hier noch ein paar Fotos:

Dezember 2021

Tja, mit Stadtfest & Co. war es dann doch nicht so viel in diesem Jahr. Auch keine Nacht der Clubs, natürlich. Aber Weihnachtsmarkt geht – auch wenn nach dem ganzen Hin und Her mit 3G, 2G, 2G+ die Stände vor dem Rathausmarkt wieder abgebaut werden. Denn die privaten Betreiber wie Bergström, To Huus, Wyndberg, Krone und Schröders Garten dürfen mit 2G weitermachen. Da wir beide geimpft sind, kein Problem. Sogar die 3. Impfung bekommen wir beide noch vor Weihnachten.

Nur das letzte SALT-Meeting des Jahres machen wir vorsichthalber doch wieder online. Der Rückwärtsabend ist sehr lustig! Unser Club hat jetzt 16 Mitglieder – das heißt, es fehlen uns nur noch 4, um offiziell gründen zu können!

Heiligabend verbringen wir nur zu zweit bzw. zu viert. Den 1. Weihnachtstag feiern wir mit Matthias‘ Familie in Tostedt – wir sind 10 Erwachsene und 3 Kinder. Eine liebgewonnene Tradition, auf die wir in diesem Jahr nicht verzichten müssen. Auf dem Rückweg von Tostedt nach Lüneburg machen wir noch einmal einen kurzen Zwischenstopp am Wilseder Berg – bei blauem Himmel und Schnee ein Traum!

Silvester ist in diesem Jahr für uns ein ganz besonderer Tag. Genau ein Jahr nachdem der Tod kurz einmal an die Türe geklopft hat, feiern wir das Leben! Ja, durch die Pandemie sind wir wohl noch lange nicht durch. Aber wir beide sind gesund, haben ein schönes Zuhause und zwei tolle Hunde. Und das neue Jahr? Das beginnen wir erst einmal mit einem alkoholfreien Monat. Mit einem klaren Blick werden wir dann schauen, wie es weitergeht. Und es wird weitergehen. Auf das, was da noch kommt!

Der Weg von A nach B ist leicht
Nur hat dir leicht noch nie gereicht
Bau dir ’nen Bagger aus Geduld
Mit Fantasie als Katapult
Dein Segel in den Gegenwind
Du spielst auf Zeit und Zeit gewinnt

Auf das Leben! (Foto: Rainer Sturm / pixelio.de)

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