Das Zwitschern der Vögel und das Quaken der Frösche – es sind die einzigen Geräusche an diesem lauen Sommermorgen kurz nach Sonnenaufgang. Bei der Ankunft am Freitagnachmittag waren noch hier und da die Autos auf der Umgehungsstraße zu hören, aber nachts ist dort nicht viel Verkehr. Auch der Hund schläft friedlich an meiner Seite. Mit dem Fell, das sonst in seinem Schlafkörbchen liegt, haben wir ihm ein Stückchen Zuhause mitgenommen. Für viel mehr wäre kein Platz gewesen in unserem Zelt. Wir haben uns entschieden, an diesem Wochenende das Abenteuer Camping noch einmal zu wagen. Und warum in die Ferne schweifen? Was wäre ein Lüneburg-Blog ohne eine Erwähnung des örtlichen Campingplatzes! Es wurde also Zeit für einen Selbsttest.
Zelt, Wohmobil oder Wohnwagen? Oder doch lieber eine Mietunterkunft?
Ehrlich gesagt hätte ich nichts gegen eine der komfortablen Mietunterkünfte auf dem Campingplatz Rote Schleuse gehabt. Da gibt es beispielsweise die originellen Schlaf-Fässer, Mietcaravans und – ganz neu seit diesem Jahr – den Schäferwagen. Leider sind Haustiere jedoch in den Mietunterkünften nicht gestattet. Aber Piet muss natürlich mit! Also wird die Campingausrüstung noch einmal hervorgekramt. War es nicht erst gestern, dass wir das Zelt kauften? Na ja, es muss dann doch wohl mittlerweile 16 Jahre her sein, so vergeht die Zeit…. Dennoch haben wir uns auf das Experiment eingelassen – und das Wochenende war ein voller Erfolg! Aber nun der Reihe nach.
Der Campingplatz Rote Schleuse liegt etwa 5 Kilometer südlich von der Lüneburger Innenstadt – direkt an der Ilmenau und umgeben von herrlichen Waldgebieten. Über die Ostumgehung (B4/B209) ist er gut zu erreichen. Bei unserer Ankunft gegen 16 Uhr herrscht reger Betrieb. Der Bereich der Ein- und Ausfahrt ist recht klein, so dass sich dort schnell ein Stau bildet, wenn sich beispielsweise ein größeres Wohnmobil etwas ungeschickt hinstellt. Der Bereich für Zelte ist nicht sehr groß – Zelten scheint ein wenig aus der Mode gekommen zu sein. Wir finden jedoch ein schönes Plätzchen ganz am Rande des Areals unter hohen Nadelbäumen. Nur nach dem versprochenen Stromanschluss müssen wir etwas suchen, denn die wenigen Steckdosen sind bereits alle belegt, lange Kabel verlaufen über die Wiese. Auf Nachfragen empfiehlt uns der Betreiber, die Steckdose in der benachbarten Hütte zu nutzen. Das mit den Stromanschlüssen und den Platznummern werde gerade neu geregelt, erfahren wir, was auch die etwas chaotische und unklare Nummerierung der Plätze erklärt. Eigentlich aber auch ganz sympathisch, dass man das hier so entspannt sieht.

Das Zelt ist schnell aufgebaut und macht einen ziemlich intakten Eindruck. Ob es einem Regenguss noch standhalten würde, müssen wir an diesem Wochenende zum Glück nicht testen: entgegen allen Vorhersagen bleibt es trocken. Jetzt wird es Zeit für einen kleinen Erkundungsgang um und über das Gelände. Zum einen müsste Piet vielleicht mal wieder sein Beagle-Beinchen heben (was er bitte gerne außerhalb des Platzes tun darf), zum anderen sind wir natürlich neugierig. Spazieren waren wir schon einmal hier in der Nähe. Direkt auf der anderen Straßenseite beginnt das Naturschutzgebiet „Hasenburger Bachtal“, im Osten schließt sich das Gebiet „Lüneburger Ilmenauniederung mit Tiergarten“ an. Entgegen meiner Annahme befindet sich hier aber nicht wirklich ein Tiergarten. Wie es zu dem Namen kommt, konnte ich leider nicht herausfinden. Wenn es jemand weiß, bitte gerne melden!

Da es sich um Naturschutzgebiete handelt, müssen Hunde grundsätzlich an der Leine geführt werden – nicht nur zur Brut- und Setzzeit, die in Niedersachsen ja noch bis zum 15. Juli gilt. Ein kurzer Waldspaziergang soll uns für den Anfang reichen, nun gilt es, den Platz in Augenschein zu nehmen.
Nadelbäume spenden Schatten. Vor herabfallenden Zapfen sei jedoch gewarnt!
Dem Lageplan entnehme ich, dass es derzeit 140 Plätze gibt, davon ca. 21 Dauerplätze und 5 oder 6 Mietunterkünfte. Das Gelände ist an drei Seiten von Wald umgeben. In der Mitte befindet sich der Badesee, der 2005 eingeweiht wurde. Er ist nicht wirklich groß, aber wer das kühle Nass liebt, findet hier an heißen Tagen sicher etwas Erfrischung. Mit einer Tiefe von bis zu 1,90 Metern sollte man darin auch schwimmen können. Da wir nicht so große Wasserratten sind und die Temperaturen auch nicht entsprechend waren, haben wir es nicht ausprobiert. Es sah aber sehr hübsch aus. Hunde sind im Badesee nicht erlaubt. Gleich nebenan befindet sich der Spielplatz, an den wiederum einige Bierbänke und -tische angrenzen.

Das Areal ist größer, als es auf den ersten Blick aussah, und mit unserem freundlichen Beagle an der Leine kommen wir schnell mit anderen Gästen in Kontakt. Gerade bezieht ein Paar eines der Schlaf-Fässer und ich darf einen Blick hineinwerfen: es hat ein bisschen was von einem Tiny House, sieht auf jeden Fall sehr gemütlich und gut durchdacht aus. Der Schäferwagen scheint an diesem Wochenende nicht bewohnt zu sein. Insgesamt ist der Platz jedoch gut besucht. Nachdem die Corona-Beschränkungen nach und nach gelockert werden, zieht es die Touristen wieder in unsere schöne Hansestadt – wer könnte es ihnen verübeln?! Die beiden Paare, die mit ihren Wohnmobilen aus dem Landkreis Wolfenbüttel angereist sind, verbringen nur das Wochenende hier. Die Nachbarn aus Mannheim wollen weiter in Richtung Mecklenburg-Vorpommern fahren und sind dankbar für meinen Usedom-Tipp. Vom Norden bis zum Süden – ganz Deutschland ist vertreten. Ich bilde mir ein, auch einmal etwas Niederländisch gehört zu haben, suchte das gelbe Nummernschild aber vergeblich.
Schäferwagen und Schlaf-Fass sehen einladend aus. Leider müssen Haustiere draußen bleiben.
Da wir das Restaurant morgen auszuprobieren wollen, steht heute kochen auf dem Programm. Wir wollen es jedoch nicht zu kompliziert machen – Pasta mit Pesto sollten es tun. Die Ausrüstung in unserer Campingkiste stellt sich als im Großen und Ganzen noch komplett und funktionstüchtig heraus – allein die Kocher brauchen etwas Starthilfe durch ein Feuerzeug (zum Glück im Gepäck!), und da wir nur einen Satz Besteck dabeihaben, müssen wir beim Essen etwas Kreativität beweisen. Ein Gläschen Rotwein dazu – was will man mehr? Piet scheint sich auch wohlzufühlen. Zwar müssen wir ihn anleinen, aber die lange Schleppleine gibt ihm noch genügend Bewegungsfreiheit (wenn er sie nicht gerade wieder kreuzweise um die Bäume gewickelt hat….). Das Innenzelt mit seinem Schlafplatz hat er bereits – wenn auch mit etwas Skepsis – am Nachmittag mit Matthias erkundet. Ich bin sicher, nach den vielen neuen und aufregenden Eindrücken und der ganzen frischen Luft wird er, genau wie wir, gut schlafen.
Camping mit Hund – eine neue Erfahrung
Obwohl unser Zeltplatz im Schatten liegt, werden wir früh wach am nächsten Morgen. Also erstmal frischmachen. Das Sanitärgebäude wurde 2011 fertiggestellt und somit ist alles gut in Schuss. Duschen ist im Preis inbegriffen, und der Andrang ist nicht zu groß. Jetzt kann der Tag kommen! Was für uns neu war: nacheinander zum Sanitärgebäude gehen. Denn den Hund wollten wir nicht alleine zurücklassen. Im ungewohnten Zelt? Nur ungern. Draußen am Baum angebunden? Es mag ja so etwas wie eine Camperehre geben, aber bei meinem Hund möchte ich auf Nummer sicher gehen. Freundlich wie er ist, würde er ja auch mit jedem mitgehen, der Leckerli dabeihat. Ins Auto sperren wäre somit die einzige Möglichkeit gewesen. Da wir zu zweit reisen, ist das zum Glück nicht nötig.

Das Praktische am Urlaub vor der eigenen Haustüre: Man kann einigen der gewohnten Tätigkeiten dennoch nachgehen. Und so steht bei uns, wie an jedem Samstagmorgen, das Agility-Training mit Piet in der Hundeschule Hundegedanken in Melbeck auf dem Plan. Damit haben wir alle unseren Frühsport – Piet zwar mehr als wir, aber auch Herrchen und Frauchen kommen dabei ganz ordentlich in Bewegung. In Melbeck nutzen wir noch die Gelegenheit für einen kleinen Einkauf inklusive Brötchen fürs Frühstück. Die hätten wir auch auf dem Platz vorbestellen können, das geht grundsätzlich jeden Tag außer Sonntag.
Auch wenn ich uns immer gerne als Komfort-Camper bezeichne – Tisch und Stühle sowie Kühlbox sind immer dabei – die Campingspülmaschine ist meines Wissens noch nicht erfunden. Also ab zu einem der beiden Geschirrspülbecken. Die Anzahl der Spülplätze scheint mir niedrig bemessen, aber zu längeren Wartezeiten kam es nicht, da die meisten Gäste ja eine Spüle im Wohnmobil oder Wohnwagen haben.
Ruckzuck in Lüneburg – mit Fahrrad oder Bus
Viele Gäste nutzen den Campingplatz, um von hier aus unser wunderschönes Lüneburg zu erkunden. Mit dem Fahrrad auf dem Ilmenauradweg überhaupt kein Problem. Minimal kürzer, weniger schön, dafür aber garantiert ohne das Risiko, sich zu verfahren, kannst Du auch an der Uelzener Straße entlangfahren. Alternativ fährt ein Bus (allerdings nur stündlich), der bis zum zentralen Platz Am Sande 12 Minuten braucht. Die Platznachbarn aus Wolfenbüttel erzählen uns, dass sie sonst auch gerne den Wohnmobil-Stellplatz an den Sülzwiesen nehmen, der sei aber immer ausgebucht. Für Besuche im Winter, beispielsweise zu den Weihnachtsmärkten, kann ich mir das aufgrund der fußläufigen Nähe zur Innenstadt als gute Alternative vorstellen. Im Sommer würde ich aber immer den Campingplatz Rote Schleuse vorziehen!
Auf die touristischen Höhepunkte in Lüneburg muss ich ja hier nicht näher eingehen, dazu findest Du bei mir zahlreiche Blogbeiträge. Der Betreiber erwähnt einige davon auf Flyer und Website, beispielsweise das Rathaus, den Stint und das Salzmuseum. Auch Stadtführungen – ob Rote Rosen oder Henker – sind mittlerweile wieder möglich. Dass man in Lüneburg hervorragend Einkaufen kann, muss ich ebenfalls nicht weiter erwähnen. Und ganz besonders möchte ich allen Besuchern noch einmal das Kloster Lüne und das Museum Lüneburg ans Herz legen. (Alle Aktivitäten vorbehaltlich etwaiger Corona-Beschränkungen).


Für uns geht es aber jetzt endlich in den Wald! Der ist herrlich kühl und schattig und riecht, wie ein Wald riechen muss! Gleich zu Beginn geht es über die Handwerkerbrücke. Sie entstand 2018 im Zuge eines internationalen Handwerkertreffens durch eine Kooperation von Kesurokai e.V. und der Stadt Lüneburg. Etwa 50 Handwerker aus der ganzen Welt haben gemeinsam daran gebaut. Weiter geht es entlang der Ilmenau, auf der man übrigens auch ganz hervorragend Kanufahren kann. Der Campingplatz verfügt nicht (mehr) über einen eigenen Kanuverleih, empfiehlt aber Kanu-Aktiv und Heide-Kanu.
Es gibt zahlreiche Wege durch das Gebiet. Wenn Du, wie wir, keine Wanderkarte dabeihast, empfehle ich die App von www.maps.me. Dort ist jeder noch so kleine Weg eingezeichnet. Einfach die benötigte Karte zuhause (oder dort, wo Du WLAN hast) herunterladen und los geht’s, auch ganz ohne Handynetz. Apropos WLAN, das gibt es auf dem Campingplatz auch, es reichte aber nicht bis zu unserem Zeltplatz.

Wir passieren die Bockelsberger Teiche, hier beginnt der Stadtteil Bockelsberg. Ein kurzer Blick auf die Karte verrät mir, dass es sich unbedingt lohnt, noch einen Abstecher zur bekannten Teufelsbrücke zu machen. Wir waren schon einmal im Winter hier, aber jetzt, wo die Bäume im satten Grün leuchten, ist es noch viel schöner. Auch Piet macht sich äußerst dekorativ auf der Brücke. Maps.me verrät uns auch den Weg zur Julius Beckerhütte (Google Maps kommt bei Waldwegen definitiv an seine Grenzen), eine sehr gemütlich aussehende Schutzhütte, die aber leider von einem recht unfreundlich wirkenden Herrn belegt ist, daher gibt es nur ein Foto von der Seite. Von hier aus nehmen wir den direkten Weg Richtung Süden und machen noch einen kleinen Abstecher nach Deutsch Evern. Hier lässt es sich offenbar auch ganz gut leben. Wir passieren ein blühendes Rapsfeld und kommen schließlich zum Forsthaus Tiergarten, einem Reiterhof. Als wir nach gut 8 Kilometern wieder den Campingplatz erreichen, haben wir uns ein frisch gezapftes Hefeweizen redlich verdient!



Noch einen weiteren Vorteil hat der Kurzurlaub vor der eigenen Haustüre: Freunde, die in der Nähe wohnen, kommen gerne vorbei! Sie mögen neugierig sein – auf den Platz (wer kennt schon den Campingplatz in der eigenen Stadt?!) oder darauf, wie wir uns auf unsere alten Tage hier beim Zelten schlagen. So wird es eine gesellige Nachmittagsrunde: Die eine Freundin bringt campingtaugliche Weingläser vorbei (als hätte sie geahnt, dass uns gerade eines kaputtgegangen ist), die andere leistet uns beim Abendessen im Platzhirsch Gesellschaft. Das Restaurant ist nicht nur bei Campern, sondern auch bei Lüneburgern sehr beliebt. Einige badische Spezialitäten auf der Speisekarte reflektieren die Herkunft der Betreiberfamilie Muckenhirn, die sich 1997 einen Traum erfüllte und den Campingplatz übernahm. Wir entscheiden uns dennoch alle drei für eine Pizza, die sehr gut ist. Auch Beläge nach Wunsch sind kein Problem. Der Rotwein dazu ist ebenfalls lecker und preiswert.
Camping-Frühstück: einfach, aber lecker – genau wie die Pizza aus dem Steinofen!
Bei einem Verdauungsspaziergang über den Platz präsentiert sich der Abendhimmel in den schönsten Farben. Ach, ich könnte gut noch ein paar Tage länger bleiben.
Am nächsten Morgen heißt es schon wieder packen und abbauen.
Fazit: ein toller Platz! Wer von weiter weg anreist, sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, von hier aus nicht nur die Stadt, sondern auch die Landschaft zu erkunden!
Zu diesem Wochenende wurden wir von pincamp.de, dem Campingportal des ADAC, eingeladen. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst. Auf pincamp.de findest Du noch viele weitere Campingtipps!
2 Kommentare zu „Wenn das Gute so naheliegt – Camping in Lüneburg“