Lecker durch Lüneburg – Die Genusstour

Sie spricht mich eines Tages auf der Brausebrücke an: „Bist Du nicht „Ruthis Lüneburg-Blog“? – ich bin „die Lüneburger Genusstour“!“. Wow, denke ich, man kennt mich! Ob ich einmal Lust hätte, die Tour mitzumachen und darüber in meinem Blog zu schreiben, fragt mich Anja Neumann, die hinter der Lüneburger Genusstour steckt. Klar habe ich. Bis es soweit ist, geht noch viel Zeit ins Land. Als wir endlich einen Termin haben, kommen zuerst bei mir einige private Angelegenheiten dazwischen, dann kommt Corona. Die Einschränkungen, die das Virus mit sich bringt, bescheren allen Stadtführungen eine Zwangspause und damit auch der Genusstour. Dabei hat Anja Neumann auf der anderen Seite in ihrem Job an der LZ-Ticketkasse jetzt alle Hände voll zu tun. Denn Veranstaltungen werden abgesagt oder verschoben, Kunden wollen Karten umtauschen oder ihr Geld zurück.

Endlich wieder Stadtführungen!

Ende Juni können die Touren dann endlich wieder losgehen – mit begrenzten Personenzahlen und unter Berücksichtigung strenger Hygiene-Richtlinien, selbstverständlich. Und schwupp, sind die ersten Termine auch schon wieder ausgebucht. So kommt es, dass ich schließlich ausgerechnet an meinem Geburtstag Ende Juli in den Genuss einer kulinarischen Stadtführung komme. Es hätte schlimmer kommen können 😉

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Der Alte Kran ist ein beliebter Treffpunkt für Stadtführungen.

Die Tour beginnt ganz klassisch an einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Lüneburgs – dem Alten Kran. Und doch sei die Genusstour keine Stadtführung im traditionellen Sinne, betont Anja bei der Begrüßung. „Wir essen uns durch die leckersten Hotspots Lüneburgs“, lautet kurz und bündig ihre Antwort auf die Frage, was denn eigentlich eine Genusstour sei. Nebenbei gibt es dennoch einige Informationen zur Stadtgeschichte, so wie hier auf der Brücke am Stint, wo Anja uns von der Bedeutung des Salzes für die Hansestadt erzählt und davon, was es mit dem Alten Kran sowie dem kleinen alten Bötchen, dem Ewer, auf sich hat.

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Immer wieder eine Augenweide: Der Blick vom Alten Kran auf den Stint!

Die Idee zu den kulinarischen Führungen hatte die heute 41-Jährige, als sie vor fünf Jahren in Florenz an einer ähnlichen Tour teilnahm. Vor drei Jahren gründete sie ihr Unternehmen „Lüneburger Genusstour“.

Lüneburg lieg kulinarisch ganz weit vorn!

Darüber, dass es in der Salzstadt kulinarisch einiges zu entdecken gibt, habe ich an dieser Stelle ja schon häufiger berichtet. So erinnere ich an mein kleines A – Z der Lüneburger Gastronomie (Teil 1 und Teil 2) – es ist zwar nicht mehr brandneu, aber ich überarbeitete es immer wieder – und nicht zu vergessen: die „Special Edition“ – Essen und Trinken in Lüneburg mit Hund. Darüber hinaus habe ich Dir ja bereits zahlreiche Tipps für kulinarische Geschenke geliefert (Teil 1 und Teil 2), von denen Du hier einige wiederfinden wirst.

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Von der Brücke aus lohnt es sich, auch einmal den Blick nach rechts schweifen zu lassen.

Genug der Eigenwerbung, zurück zur Genusstour. Was für ein Glücksfall: wir starten in einem Lokal, das ich schon lange auf meiner Liste, tatsächlich aber noch nie besucht habe. Das soll sich ändern! Denn das Lüneburg-Mousse (Salz-Karamell – was sonst?!) im Hotel-Restaurant einzigartig schmeckt einfach himmlisch. Neben mir am Tisch sitzen Ulrike und ihre Freundin Angela aus Hamburg. Sie seien regelmäßig hier, erzählen sie, weil sie die Stadt so lieben! Das Ehepaar gegenüber kommt aus dem benachbarten Scharnebeck. Es sind offenbar eher die Leute aus der näheren Umgebung, die sich für eine kulinarische Stadtführung entscheiden. Gerne werden die Tickets auch verschenkt, oder man unternimmt die Tour in einer kleinen Gruppe. So ist es bei den vier Paaren, ebenfalls aus der Nähe von Hamburg, die das Event einem Freund zum Geburtstag geschenkt haben.

Außen alt – innen modern – und lecker: Das Hotel und Restaurant einzigartig

Inhaber Jörg Laser spricht über die Geschichte des Hauses – aber das erzählt er Dir am besten selbst, oder Du liest es hier nach. Ich habe übrigens lange überlegt, wieviel ich an dieser Stelle über die einzelnen Stationen der Genusstour verraten soll. Aber letzten Endes möchte ich Dir ja etwas über Lüneburgs „kulinarische Hotspots“ erzählen und gerne auch ein bisschen Werbung machen – das können die Gastronomen und Einzelhändler derzeit schließlich dringend brauchen. Und außerdem steuert Anja nicht bei jeder Tour dieselben Orte an, so dass der Überraschungseffekt immer gewährleistet ist. Sollte also das „einzigartig“ bei Deiner Tour nicht dabei sein, empfehle ich Dir unbedingt einen späteren Besuch in dem mehr als 400 Jahre alten Gebäude, das von innen modern und zurückhaltend in skandinavischem Design eingerichtet ist. Seine Küche bezeichnet Laser als „deutsch-crossover“, Hauptsache regional, frisch und keine Fertigprodukte, daher ist die Karte überschaubar und wechselt häufig. Das Frühstück, das täglich bis 12 Uhr serviert wird, erfreut sich großer Beliebtheit. Regelmäßig stehen darüber hinaus Veranstaltungen auf dem Programm, beispielsweise Musik oder Lesungen zum Menü.

Der Wochenmarkt muss heute leider warten

Den Wochenmarkt vor dem Rathaus schauen wir uns nur aus der Entfernung an. Normalerweise sind Verkostungen auf dem Markt ebenfalls eingeplant, diese sind jedoch leider derzeit aufgrund der Corona-Regeln (noch) nicht erlaubt. Auch so macht Anja uns Appetit auf die Produkte ihrer Lieblingsstände wie Bauer Banse, dem Dinkelmeister, Feinkost Burg („der weltbeste Araber“) und Gurken-Günter.

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Blick auf den Wochenmarkt vor dem Rathaus (Mittwochs und Samstags 7.00 – 13.00 Uhr)

Weiter geht es durch die Schröderstraße. Es ist Mittagszeit, die Sonne scheint und die Außentische der zahlreichen Gastronomen sind gut besucht. Nächster Halt: Käse-Hensel (passenderweise in der Kuhstraße). Hierzu muss ich nicht viel sagen. Wer Käse mag, wird diesen Laden lieben. Und ich mag Käse! Aus gegebenem Anlass finden die meisten Verkostungen draußen vor den Läden statt, was bei dem Wetter kein Problem ist. Anja erzählt uns eine kleine Anekdote über das Geschäft, bevor sie mit dem Tablett herumgeht, auf dem für jeden Teilnehmer drei verschiedene Käsehäppchen vorbereitet sind.

Erst Käse, dann Schoko – alles geht

Käse schließt den Magen, sagte man früher gerne. Was hoffentlich nicht stimmt – denn sonst könnten wir die nachfolgenden Köstlichkeiten ja nicht genießen! Zur Schokothek in der Engen Straße ist es nicht weit, und auch wenn es hier Süßes gibt, muss das ja nicht der Abschluss sein. Das Erdbeer-Carpaccio mit Schoko-Balsamico-Soße und Mozzarella und die Praline mit dem vielversprechenden Namen „Salzmarie“ werden uns von Inhaberin Sabine Schlenker im bezaubernden Hinterhof angeboten. Es schmeckt göttlich! Der eine oder andere Teilnehmer kann es sich nicht verkneifen, noch einen schnellen Einkauf zu tätigen – so soll es ja auch sein! Außerdem ist das Ladengeschäft mit den Schokoladenspezialitäten aus aller Welt auch von innen ein echter Hingucker, wie Du schon in meinen oben zitierten Beiträgen zum Thema Schenken sehen konntest.

In der Schokothek gibt es Schokoladenspezialitäten aus aller Welt.

Als die St. Johanniskirche in Sichtweite ist, macht Anja noch einen informativen Stopp. Schließlich gibt es über diese Kirche mit dem herrlich schiefen Turm einige Geschichten zu erzählen. Die kenne ich natürlich mittlerweile schon alle – dachte ich! Aber Anja hat noch eine Überraschung für mich parat, die ich hier auf gar keinen Fall preisgeben möchte!

Feinkost vom Feinsten – die Genusswelt

„Kommen wir jetzt zum kulinarischen Höhepunkt, dem goldenen M?“, fragt Jens aus Halstenbek. Die Filiale der Fast-Food-Kette lassen wir selbstverständlich – in diesem Falle rechts – liegen, biegen stattdessen rechts in die Rote Straße ein und kommen zu einem wirklichen Höhepunkt, meinem Lieblingsladen: der Genusswelt Lüneburg. Ja, ich bin ein bekennender Fan! Inhaberin Heidrun Seiffe hat wirklich jedes Produkt in ihrem kleinen Laden liebevoll und mit Sorgfalt ausgewählt. Was ihren strengen Ansprüchen nicht entspricht, kommt hier nicht ins Regal. An diesem schönen Sommerwochenende macht die Chefin ausnahmsweise mal zwei Tage Urlaub – es sei ihr gegönnt – und lässt sich von ihrer Mitarbeiterin Judica Albrecht vertreten. Die ist selbstverständlich hervorragend geschult und macht ihre Sache entsprechend gut. Zum Auftakt gibt es drei verschiedene Dips auf Crostini, gefolgt von einem Schlückchen Cassis-Essig – schließlich hat es sich die Genusswelt zur Aufgabe gemacht, dem Essig seinen schlechten Ruf zu nehmen. Das gelingt: Ich bin immer wieder begeistert von den zahlreichen schmackhaften Essigsorten und kann mich kaum entscheiden. Im Zweifelsfalle darf es ein Fläschchen mehr sein. Essige und Öle sowie einige alkoholische Spezialitäten werden hier in großen Behältern vorgehalten und in Deine Wunschflasche abgefüllt. Den Abschluss der Drei-Gänge-Verkostung bildet das Rosen-Bonbon, das in der Rote-Rosen-Stadt Lüneburg nicht fehlen darf.

Genusswelt-Mitarbeiterin Judica erläutert die Kostproben

Der Orient liegt Am Sande und Am Berge

Szenenwechsel. Am Fuße des Platzes Am Sande liegt ein verstecktes Juwel, das ich ohne die Genusstour tatsächlich nie entdeckt hätte. „Hier gibt es die besten Falafel in Lüneburg“, schwärmt Anja von dem kleinen Lokal namens Jahala. Kein Ort, um abends schick essen zu gehen, verrät sie uns, aber ideal, um sich beispielsweise etwas zu Mittag zu holen. Tatsächlich schmecken die Falafel genauso gut wie sie aussehen. Erst vor gut einem Jahr hat der gebürtige Syrer Talal zusammen mit seiner Frau das Restaurant eröffnet. Dank Lieferservice konnte er sein Essen auch in der Phase der Restaurantschließungen verkaufen. Einen guten Eindruck gewinnst Du auf der Facebook-Seite, auf der appetitanregende Fotos und begeisterte Kundenkommentare zu finden sind. Oder Du gehst gleich einmal vorbei. Ich habe mir das auf jeden Fall ganz fest vorgenommen.

Jahala-Inhaber Talal serviert Falafel – laut Anja Neumann die besten der Stadt!

Es bleibt orientalisch. Oder sagen wir französisch-arabisch. Und ich lerne wieder etwas dazu. Denn auch wenn ich im Khaters Korner Am Berge schon einmal war, darf ich etwas für mich Neues probieren: Koschari, eine ägyptische Spezialität aus Nudeln, Linsen, Reis, Kichererbsen, Tomatensoße und Röstzwiebeln – genau mein Ding! Nun lebe ich schon mehr als drei Jahre in Lüneburg und frage mich ernsthaft, warum ich hier nicht ein zweites Mal gewesen bin?! Vielleicht, weil ich mich angesichts der großen Auswahl an Restaurants immer so schwer entscheiden kann. Nebenbei gesagt steht Khaters Korner bei Tripadvisor auf Platz 15 von 187 Restaurants in und um Lüneburg, was wirklich beachtlich ist. Ich muss wiederkommen!

Vor Khaters Korner serviert Anja uns Koschari, eine ägyptische Spezialität.

Ich bin nun wirklich mehr als satt – obwohl es ja eigentlich heißt, dass die einzelnen Kostproben keine volle Mahlzeit ersetzen. Getränke sind übrigens im Ticketpreis von derzeit 31,90 Euro nicht enthalten, können jedoch an einzelnen Stationen wie in unserem Beispiel im Restaurant „einzigartig“ erworben werden. Die Gastronomen freuen sich natürlich, wenn Du etwas verzehrst. Du kannst Dir aber auch einfach eine Flasche Wasser mitnehmen.

Zum guten Schluss darf ein guter Kaffee nicht fehlen. Lüneburgs erste Adresse für hervorragenden Kaffee ist seit mehr als 100 Jahren die Kaffeerösterei Ratzsch Am Berge. Mitarbeiterin Ludmilla Paskal bittet uns inständig, den Kaffee schwarz zu verkosten, egal was sonst unsere Vorliebe sein mag. Und sie hat Recht: Das Aroma ist überwältigend! In ihrem Vortrag lernen wir eine Menge über Kaffeeanbau, Lagerung und Zubereitung. Allerdings muss ich gestehen, dass ich jetzt, gegen Ende der ungefähr dreistündigen Tour, nicht mehr wirklich aufnahmefähig bin für derart ausführliche Erklärungen. Das, was ich noch mitbekomme, ist aber sehr interessant und informativ.  Die Hauptkunden der Kaffeerösterei sitzen übrigens in Süddeutschland und in der Toscana!

Das Schaufenster der Kaffeerösterei verdient besondere Beachtung!

Mir hat die Tour sehr gut gefallen! Auch wenn ich mich in Lüneburg schon recht gut auskenne, waren noch zahlreiche neue Anregungen dabei. Lecker war es überall und Anja managt die Veranstaltung souverän und sympathisch, entspannt und mit einer ordentlichen Prise Humor.

Bist Du nun im wahrsten Sinne des Wortes auf den Appetit gekommen? Tickets gibt’s bei LZ Tickets (zur Zeit leider nur online). Bitte beachte auch die weiteren Hinweise zur Tour, die Du auf der Website findest. In den kommenden Monaten stehen auch einige Spezialtouren auf dem Programm – die Nachfrage ist bereits sehr groß. So findet beispielswese am 29. August eine vegane Tour statt (bereits ausverkauft!) und am 8. November heißt es „Lüneburger Genusstour meets Samowar Tea & Records“ mit einer britischen Tee-Zeremonie (1. November bereits ausverkauft!).

Kleiner Hinweis zu den Fotos: Selbstverständlich hat Anja uns ordnungsgemäß darauf hingewiesen, dass wir die Mindestabstände einhalten und gegebenenfalls einen Mund-Nasenschutz tragen müssen. Sie selbst ist aus gesundheitlichen Gründen von der Maskenpflicht befreit. Sollte es auf den Bildern einmal den Eindruck machen, dass sich einzelne Personen näherkommen als erlaubt, bedenkt bitte, dass in erster Linie Paare und Freundesgruppen teilgenommen haben.

Ich wurde von Anja Neumann zu dieser Tour eingeladen und möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich dafür bedanken!

Titelfoto: Ludmilla Paskal von der Kaffeerösterei Ratzsch serviert Kaffee – die Hausmischung, natürlich schwarz.

 

3 Kommentare zu „Lecker durch Lüneburg – Die Genusstour

  1. Hi Ruth, liest sich gut – so eine Genusstour. Auch wenn das jetzt bei den teilweise exotischen Genüssen sicherlich nicht unbedingt passend ist, möchte ich auf eine andere – wenn auch eher profane – Delikatesse der Stadt hinweisen. Das fiel mir ein, als ich das Foto von Khaters Korner sah. Denn bei dem Haus links neben dem Lokal (wo „Fleischmarkt“ steht) wird jeden Samstag das Tor geöffnet und dann gibt es dort bei Julius Meier direkt vom Rost die leckerste Bratwurst der Stadt (Kult). Da lohnt sich ein kurzer Stopp während des samstäglichen Innenstadtbummels.
    🙂 Sonnige Grüße, Detlef

    Gefällt 1 Person

    1. Hi Detlef, danke für den Tipp! Ich glaube, wir haben tatsächlich schon mal drüber gesprochen, aber irgendwie habe ich es noch nie geschafft. Ich muss gestehen, dass wir, wenn wir samstags auf den Markt gehen, meistens noch gar nicht gefrühstückt haben…. Profan oder nicht – wenn es Kult ist, muss ich es unbedingt probieren!
      Sonnige Grüße zurück 🙂

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