Weiter geht die kulinarische Reise durch Lüneburg. Vielen Dank für Eure zahlreichen Rückmeldungen! Empfohlen wurde mir noch das Café Bernstein in der Heiligengeiststraße, das ich auch noch nicht kenne. Ich habe also noch einiges vor in diesem Jahr. Zunächst beginnen wir aber da, wo wir aufgehört haben: mit einem Brauhaus.
N
Das Brauhaus Nolte in der Dahlenburger Landstraße liegt etwas außerhalb der Innenstadt. Touristen verirren sich wohl eher selten hierhin. Es gibt ja auch genügend andere Brauhäuser im Stadtzentrum. Dennoch ist auch das Nolte unbedingt einen Besuch wert: Hier ist ein bisschen die Zeit stehengeblieben. Hannelore und Hans-Walter Nolte führen die 1906 eröffnete Gaststätte seit 1984 in dritter Generation. 1986 erfolgte eine größere Renovierung – das ist jetzt aber auch schon mehr als 30 Jahre her, und ich möchte schwören, das Mobiliar in der Gaststube hat sich seitdem kaum verändert. Aber irgendwie hat das Charme. Die Wirtsleute sind jung geblieben und feiern hier so manche Party mit Livemusik. Nicht unerwähnt bleiben darf das leckere selbstgebraute Bier – am besten orderst Du gleich das Probierset, da gibt es den selbstgebrannten Malzschnaps dazu. Auch an dem Essen – alles von Lieferanten aus der Region – gibt’s nix zu meckern. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum wir so lange nicht mehr dort waren….
O
Ochi’s BARcelona ist ein bisschen die Sansibar von Lüneburg: sehen und gesehen werden, vielleicht ein Hauch von snobby, nicht billig, ohne Reservierung geht kaum etwas – aber richtig gutes Essen und leckerer Wein. Auf der Website bezeichnet man sich bescheiden als Tapas-Bar, aber das Ochi’s ist mehr als das. Täglich frische Gerichte ergänzen die Tapas-Karte, und besonders Fisch und Meeresfrüchte sollen hervorragend sein. Das kann ich zwar nicht beurteilen, aber mein Mann sagt, so einen guten Pulpo (Tintenfisch) habe er noch nie zuvor gegessen. Ich halte mich eher an die Tapas-Karte und sorge dafür, dass die Rechnung insgesamt nicht zu hoch ausfällt. Da ich nicht leugnen kann, dass ich insgeheim eigentlich auch gerne zu den Schönen und Reichen gehören möchte, mag ich den Laden irgendwie.
P
Es war noch zu der Zeit, als wir auf Wohnungssuche in Lüneburg waren, als wir Piazza Italia Am Sande entdeckten. Wir setzten uns am Nachmittag nach draußen in die Sonne und tranken ein Glas Wein. Spontan entschieden wir uns dann, dort auch zu Abend zu essen. Soweit ich es erinnere, saßen wir drinnen auch ganz gemütlich und das Essen war ganz ok. Trotzdem waren wir nie wieder da, und die Kritiken im Netz sind nicht besonders gut. Vielleicht muss ich mir bei Gelegenheit noch mal ein zweites Bild machen. Pizza geht ja eigentlich immer.
Nachtrag 2020: Leider in der Zwischenzeit geschlossen. In den Räumlichkeiten befindet sich mittlerweile das Steakhaus Am Sande, das zum Steakhaus Zur Alten Schmiede in der Bardowicker Straße gehört. Beide habe ich bisher noch nicht getestet.

Q
Ein Restaurant mit Q? Ja, auch das gibt es in Lüneburg. Das vietnamesische Restaurant Quán An Ngon liegt eigentlich nicht so schlecht am Schrangenplatz. Das werde ich mir mal für den Sommer vornehmen, wenn man draußen sitzen kann.
R
Das Röhm’s Deli liegt ein bisschen versteckt am Ende der Heiligengeiststraße. Im Netz bekommt es beste Kritiken, aber kaum jemand kennt es. Vielleicht liegt es daran, dass man sich unter einem Deli so wenig vorstellen kann. Das wird aber auf der Website gut erklärt. Es steht auf jeden Fall auf meiner Liste für „mal wieder richtig gut essen gehen“ ganz oben.
Nachtrag 2020: Ja, es ist richtig gut, das kann ich mittlerweile bestätigen!
S
Meiner Meinung nach das Beste, was Lüneburg an gehobener Küche zu bieten hat: das Schneider’s am Wasserturm. Ich mag das moderne Ambiente sehr. Auch schätze ich es, wenn eine Servicekraft ihr Handwerk beherrscht wie beispielsweise den Wein von der richtigen Seite einschenkt. Dabei sollte man es nicht übertreiben à la „Wünschen der gnädige Herr noch etwas von dem edlen Tropfen?“. Ich hörte, zu Beginn sei hier in weißen Handschuhen serviert worden – das war dann wohl doch etwas too much für Lüneburg und wurde inzwischen wieder abgeschafft.
Wir waren im November dort und hatten das Entenmenü zum Festpreis mit begleitenden Weinen. Zunächst wurden die Weingläser nur sparsam gefüllt, aber es wurde immer bereitwillig nachgeschenkt, ohne dass wir fragen mussten. Alle Gänge und Weine waren köstlich, ein Bild des Desserts siehst Du unten. Dieses Restaurant ist meine Top-Empfehlung, wenn Du Dir mal etwas richtig Gutes gönnen willst.
Nachtrag 2020: Unter neuem Namen 2018 geöffnet, danach noch einmal den Betreiber gewechselt, aber den Namen beibehalten: das Frieda’s am Wasserturm (der obige Link stimmt immer noch). Wir haben es im Juni getestet und waren begeistert.
T
Es geht fast auf diesem Niveau weiter: Ich finde, die Trattoria de Flaviis ist der beste Italiener Lüneburgs. Nachdem das historische Lösecke-Haus 2013 völlig ausgebrannt war, konnte die Trattoria im vergangenen Jahr endlich wieder öffnen. Ich habe natürlich keinen Vergleich zu vorher, mag aber das moderne und dennoch nicht zu nüchterne Ambiente. Das Lokal ist immer gut besucht und es herrscht eine Stimmung wie auf einem italienischen Marktplatz – ein echter italienischer Familienbetrieb. Auf der Speisekarte findest Du Pizza und Pasta, Fleisch- und Fischgerichte – es ist für jeden etwas dabei. La Familia – das ist das Wichtigste für die Italiener. Das bekamen wir erst kürzlich zu spüren: Wir waren mit meiner 84-jährigen Schwiegermutter dort, der es an dem Abend nicht so gut ging. Wir hatten gehofft, es würde schon besser werden, wenn wir erst einmal dort sitzen. Sie trank zuerst etwas Mineralwasser und ass etwas Brot, aber wir mussten dann leider unverrichteter Dinge wieder gehen. Wir erklärten der Bedienung die Situation und baten sie, uns ein Taxi zu rufen. Das Taxi kam innerhalb von wenigen Minuten und für Wasser und Brot mussten wir nicht einmal etwas bezahlen. Hier müssen wir unbedingt einmal wiederkommen!

U
Hier muss ich leider passen. Hat jemand eine Idee? Vielleicht noch eine Marktlücke, dann hätte man ein Alleinstellungsmerkmal 😉
V
Ja, ich gebe es zu: Ich mag es, wenn hippe junge Kellner mit tiefsitzenden Jeans und karierten Flanellhemden mich duzen. Und zwar völlig unaufgeregt und unverkrampft und nicht, wie in manchen Markenboutiquen, wo es die Geschäftspolitik vorschreibt und die jungen Leute dann stotternd und mit rotem Kopf vor mir stehen. Überhaupt finde ich, man sollte das „Sie“ in der deutschen Sprache abschaffen. Im Englischen gibt es das Problem nicht. Aber ich schweife ab.
Das Restaurant Viscule (eigentlich Viscvle) im restaurierten Visculenhof an der Salzstraße am Wasser ist wohl der trendigste Laden in Lüneburg. Die Küche setzt auf Slow Food, saisonale Frische und ungewöhnliche Interpretationen klassischer Küche. Daneben gibt es eine große Auswahl an Gins mit dem jeweils dazu passenden Tonic. Im Sommer sitzt man entspannt direkt am Wasser, bei schlechtem Wetter ist es in dem alten und liebevoll restaurierten Gebäude aber nicht weniger gemütlich. Dieses Restaurant gehört auf jeden Fall zu meinen Favoriten in Lüneburg.

W
Das alte W ist das neue W: In der Schröderstraße, wo Stefan Wabnitz früher seine Weinbar betrieb, ist heute Frido’s Weinbar zuhause, die ich bisher noch nicht besucht habe. Dafür holte Wabnitz sich in seine Weinhandlung Weinfass Wabnitz an der Ecke Rackerstraße/Rittertraße den Gastronomen vom kleinen Restaurant Esszimmer gleich gegenüber (welches ich leider auch noch nicht getestet habe….). Und so entstand die 0,75 Winebar & Eatery. Zu essen gibt es feine kleine Köstlichkeiten aus der persischen und italienischen Küche. Ich habe mir mit einer Freundin die Platte „Wie 2 persische Italiener“ geteilt (siehe Titelfoto) und es war ein Gaumenschmaus. Dazu der passende Wein, selbstredend. Das Dessert des Tages läuft unter dem Namen „setzt auch nicht an“ und zum Thema Reservierung sagt die Website: „Wir nutzen das gute alte Telefon für Reservierungen. Es funktioniert. Schnell. Persönlich. Unkompliziert!“ Sehr sympathisch. Auch wenn ich eigentlich nicht so gerne telefoniere.
X, Y
Dass ich auch hier passen muss, ist vielleicht nicht weiter verwunderlich…..
Z
Und zum Schluss noch ein Brauhaus, und zwar das Beste in Lüneburg, wenn Du mich fragst. Zum Alten Brauhaus – noch ein Haus mit Tradition und Geschichte, noch ein anderes Bier, das zwar nicht mehr dort selbst gebraut wird, aber von einer kleinen privaten Brauerei kommt. Hier bestechen aber besonders die hervorragende Küche, die freundliche Bedienung und – im Sommer – der schöne Biergarten im Hinterhof. Nicht umsonst ist dieses Lokal die Nr. 1 bei Lüneburgs Restaurants in TripAdvisor. Das Preisniveau ist im Vergleich zu anderen Brauhäusern etwas höher, aber das völlig zu Recht. Wir waren im Mai zur Spargelsaison dort, was meinen Gatten sehr erfreute – es war die Zeit nach unserem Umzug, als wir langsam wieder anfingen, unter Leute zu gehen. Ich gehöre ja zu den wenigen Menschen, die keinen weißen Spargel mögen (und das, obwohl ich vom Niederrhein komme!) und hatte stattdessen dieses köstliche Pfannengericht, das Du auf dem Foto unten siehst (ich finde es leider nicht mehr auf der Speisekarte).
Das war nun mein persönliches A bis Z der Lüneburger Gastronomie. Im Hintergrund ist meine Liste der Lokale, die ich noch besuchen möchte, immer länger geworden…. Gerne werde ich darüber dann noch einmal berichten. Aber zunächst möchte ich mich erst eimal wieder anderen Themen widmen.
2 Kommentare zu „Lüneburg für Genießer (Teil 2)“