Ein kurzer Blick auf die Zeltwiese genügt: Wir sind mal wieder angetreten, um den Altersdurchschnitt anzuheben. Wer mit 50+ Camping machen möchte, der schläft im Wohnwagen, Wohnmobil oder in einer der festen Mietunterkünfte. Egal. Wir werden auch an diesem Wochenende wieder beweisen, dass Zelten Spaß machen kann – vorausgesetzt, unser 16 Jahre altes Zelt hält den angekündigten Gewittern stand.
Nach unserem erfolgreichen Campingwochenende auf dem Campingplatz Rote Schleuse in Lüneburg wollen wir es noch ein zweites Mal wagen. Wir hatten sowieso für diesen Sommer keine größeren Urlaubspläne – da kommt uns der eine oder andere Wochenendtrip ganz gelegen. Nun sollte es in die Lüneburger Heide gehen. Schließlich bietet sich der August aufgrund der Heideblüte dafür geradezu an. Auf pincamp.de suchten wir nach geeigneten Plätzen und entschieden uns für den Campingplatz auf dem Simpel in Soltau, etwa 50 Kilometer von Lüneburg entfernt.
Auf dem Simpel: Check-in schon ab 12 Uhr
Ein Pluspunkt vorab: Der Check-in für Zeltgäste ist bereits ab 12 möglich. In der Zeit von 13 bis 15 Uhr sind jedoch die Schranke sowie die Rezeption geschlossen. Da wir keine weite Anreise haben, nutzen wir die Gelegenheit und sind gegen 12.30 Uhr da – so haben wir mehr vom Tag. Unsere Nachbarn zur Rechten sind ein junges Paar aus den Niederlanden, die unseren Hund gleich ins Herz schließen. So ist der beschäftigt, während wir das Zelt aufbauen. Bei Temperaturen von über 30 Grad ist das Ganze eine schweißtreibende Angelegenheit. Die Zeltwiese ist von Bäumen umgeben, aber insgesamt recht sonnig. Ein Blick auf die Himmelsrichtungen und den voraussichtlichen Stand der Sonne am nächsten Morgen lohnt sich also. Stromanschlüsse sind ausreichend vorhanden. Am Rande der Zeltwiese eine Gruppe männlicher Jugendlicher, schätzungsweise gerade volljährig oder noch nicht einmal, die uns argwöhnisch beäugen. Aber wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein. Schließlich gibt es noch eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern, die auch gleich fragen, ob sie Kinder den Hund mal streicheln dürfen. Unsere Nachbarn zur Linken tauchen im Laufe des Abends auf, eine Gruppe von jungen Erwachsenen aus Leipzig.



Ein Minuspunkt sei hier ebenfalls erwähnt: Die Zeltwiese liegt direkt an der Straße. Verkehrslärm lässt sich also nicht vermeiden. Da sind die Komfort-Camper auf den Wohnmobilplätzen und die Dauercamper besser dran. Gleich neben der Zeltwiese befinden sich die acht Schlaffässer, die offenbar gut nachgefragt werden. Mit ihren Bewohnern teilen wir uns das Sanitärgebäude, das recht neu zu sein scheint. Außer den Schlaffässern gibt es übrigens auch Mobilheime, Mietwohnwagen und Ferienhäuser auf dem Gelände. Für alle Mietunterkünfte gilt jedoch eine Mindestaufenthaltsdauer (unterschiedlich je nach Saison und Unterkunftsart) sowie ein generelles Hundeverbot. Lediglich ein Gästezimmer kann bereits ab einer Nacht gebucht werden, aber auch das ohne Hund.
Aufgeräumte Vorgärten und Holzkunst
Wir sind neugierig und nutzen die erste Hunderunde für eine Erkundung des Platzes. Der ist nicht klein, und so zeigt die Fitness-App einen guten Kilometer, als wir das Gelände umrundet haben. Straßennamen erleichtern die Orientierung. Im westlichen Teil des Geländes am Birkenweg und Kiefernweg liegen feste Behausungen, die offenbar in Eigentümerhand sind. Dieser Bereich des Platzes gleicht einer Kleingartenanlage und wirkt auf mich – ich möchte es vorsichtig ausdrücken – etwas kleinbürgerlich. Die Häuschen, ihre Zäune und Vorgärten sind größtenteils aufwändig, sicherlich liebevoll gestaltet, aber eben Geschmacksache. Die 100 Urlaubs-Touristenplätze befinden sich im mittleren Bereich, flankiert von den 120 Jahres- und Saisonplätzen. Der Platz verfügt über insgesamt drei Sanitärgebäude, ein Restaurant, einen Shop sowie zahlreiche Freizeitmöglichkeiten wie Freibad, Spielplatz, Bolzplatz, Beachvolleyballfeld, Tischtennisplatte und vielem mehr.
Am Nachmittag wollen wir uns das Städtchen Soltau einmal anschauen. Auf den Seiten der Lüneburger Heide Touristik werden an erster Stelle zwei „Sehenswürdigkeiten“ genannt: Das Heide Park Resort und das Designer Outlet. Was die wohl dafür zahlen? Beides steht an diesem Wochenende definitiv nicht auf unserem Plan. Ich bin sicher: in Soltau muss mehr gehen!
Filz, Spiele und eine künstliche Burgruine
Die Stadt hat gut 20.000 Einwohner und liegt an den Flüssen Böhme und Soltau. Was ich nicht wusste: auch Soltau ist, wie Lüneburg, eine Salzstadt, daher auch der Name Solt = Salz und Au = Fluss/Bach. Es gibt ein Sole-Bad, die Soltau-Therme, sowie ebenfalls ein Salzmuseum, auf das ich später noch eingehen werde. Zunächst wollen wir aber Breidings Garten besuchen. 1850 von dem Soltauer Unternehmer August Röders, dem Gründer der Firma Carl Breiding & Sohn, nach englischem Vorbild angelegt, liegt der Landschaftspark in fußläufiger Entfernung südlich der Innenstadt und steht seit 1993 unter Denkmalschutz. Nachdem das Unternehmen 2005 Konkurs anmelden musste, kümmert sich seit 2007 der Verein Breidings Garten e.V. um den Erhalt und die Pflege der Parkanlagen. Auf dem Gelände befinden sich eine Villa im italienischen Stil sowie eine 1870 errichtete künstliche Burgruine.




Die Innenstadt von Soltau hat durchaus einige sehenswerte Gebäude zu bieten, dennoch springt der Funke bei uns nicht so recht über. Das Rathaus leuchtet in kräftigem Blau, gleich gegenüber in Grün das Spielmuseum, das einen Besuch sicher wert wäre, wenn wir mehr Zeit hätten – schließlich sind auch Hunde hier willkommen, heißt es ausdrücklich! Die Fußgängerzone mit ihren größtenteils Billig-Ladenketten hat leider wenig Charme. Bei einem Blick in eine Seitenstraße stoßen wir auf Felto – Filzwelt Soltau. Das Museum, Bildungs- und Erlebniszentrum befindet sich in dem historischen Backsteingebäude der Firma Röders AG, die wiederum aus der oben erwähnten Firma Carl Breiding & Sohn einst ausgelagert wurde.






Ein kühles Bier im Außenbereich eines italienischen Restaurants versöhnt uns an diesem heißen Nachmittag einigermaßen mit Soltau. Hier an diesem kleinen Platz sehen einige Lokale recht einladend aus. Für uns steht jedoch heute die einfache Campingküche auf dem Programm, daher machen wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz. Auch mit einfachen Mitteln gelingt die Ratatouille perfekt und schmeckt draußen an der frischen Luft zu einem Gläschen Rotwein hervorragend. Das Regengebiet hat uns den ganzen Nachmittag umkreist, es hat ein wenig gegrummelt und hier und da kam ein Tröpfchen runter, aber von stärkeren Regengüssen oder gar Gewittern blieben wir zum Glück verschont.
Sauberes Waschhaus und gut sortierter Shop
Zum Sanitärgebäude ist es nicht weit. Im Außenbereich befinden sich ein Spülbecken, Frischwasserschlauch und zwei Kochplätze (letztere gegen Gebühr), vier weitere Spülen sind im Inneren, wovon jedoch zwei aufgrund der Corona-Abstandsregeln gesperrt sind. Pro Geschlecht gibt es vier Duschkabinen und zwei Waschbecken, aber auch hier ist jeweils eines gesperrt. Das Gebäude wird zweimal täglich gereinigt, und das sieht man auch. Für das Duschen zahlst Du übrigens eine kleine Gebühr, die von einer Chip-Karte abgebucht wird. Das mag zwar etwas lästig sein, erzieht aber zum Wassersparen, was ja eigentlich nicht schlecht ist. Es wird sekundengenau abgerechnet und am Ende haben wir mit zwei Personen für drei Mal duschen 2,76 Euro bezahlt. Wie es kommt, das ausgerechnet ich jedes Mal etwas weniger verbraucht hatte als Matthias, können wir uns beide beim besten Willen nicht erklären….
Der Verkehrslärm stört unseren Schlaf nicht so stark wie wir vermutet hatten. Beim Aufstehen stellen wir fest, dass wir das Zelt optimal positioniert haben: die Sonne knallt nicht zu früh aufs Dach. Aber schon für das Frühstück suchen wir Schatten unter dem großen Baum in der Mitte der Wiese. Der kleine Shop ist gut sortiert und so gönne ich uns neben ein paar Brötchen noch etwas Nuss-Nougat-Creme, Obst und Saft.
Auch wenn es wirklich ein sehr sonniger und heißer Tag zu werden verspricht, haben wir uns eine Wanderung vorgenommen. Die extra gekaufte Wanderkarte habe ich natürlich zuhause gelassen….. Ich weigere mich, sie in der Rezeption nachzukaufen, also müssen mal wieder das Internet und maps.me herhalten.
Honig, Heidekartoffeln, Hausmacher Wurst und Heilig-Geist-Kirche
Der Weg in den Soltauer Stadtteil Wolterdingen führt direkt an der Straße entlang, aber es sind nur 2 Kilometer bis zu unserem ersten Ziel: der Heilig-Geist-Kirche. Der kleine Backsteinbau mit dem hölzernen Glockenturm ist vermutlich mehr als 600 Jahr alt. In Wolterdingen geht es recht dörflich zu: Zahlreiche alte, teils stattliche Bauernhöfe liegen entlang der Hauptstraße. Im Angebot: Honig, Heidekartoffeln und Hausmacher Wurst.




Noch kleiner und ländlicher ist das benachbarte Ahlften. Unser Weg wechselt zwischen Waldstücken und Lichtungen, dazwischen Maisfelder, in denen die Pflanzen bereits meterhoch stehen. Ein Mähdrescher, der auf dem trockenen Feld zugange ist, wirbelt uns ordentlich Staub in die Augen. Die Strecke zum Ahlftener Flatt, einem kleinen Weiher, ist nicht besonders gut ausgeschildert, aber dank der App dann doch zu finden. Hier machen wir eine Pause, theoretisch könnte man baden. Aber Piet ist daran genauso wenig interessiert wie wir, obwohl uns allen eine Abkühlung guttun würde.



Von hier aus schließlich soll es weiter zum Wacholderpark gehen, wo um 17 Uhr der Heidschnucken-Eintrieb stattfindet. Bei Einfrielingen überqueren wir die Böhme, die übrigens im Pietzmoor entspringt, das wir vor zwei Jahren besucht haben. Das letzte Stück der Wegstrecke verläuft wieder entlang einer größeren Straße, das hat jedoch einen großen Vorteil: hier an der Winsener Straße im Nord-Osten von Soltau liegen gleich mehrere größere Hotelanlagen. Wir hoffen auf ein kühles Getränk, denn wir haben noch reichlich Zeit – und großen Durst. Das Heidehotel Soltauer Hof hat sich offenbar vom Corona-Lockdown noch nicht ganz erholt: es wirbt zwar mit einem Biergarten, aber vor 18 Uhr ist hier nur Notbesetzung. Gleich nebenan im Hotel Park Soltau werden wir jedoch fündig.
Von Schnucken und Salzsiedern
Apropos Heide: Auch wenn sich Soltau inmitten der Lüneburger Heide befindet, sind die Heideflächen hier rar gesät. Genauer gesagt befinden wir uns am südlichen Rand des Naturparks Lüneburger Heide, daran angrenzend befindet sich der Naturpark Südheide, wo wir im vergangenen Jahr die Heideblüte in der Oberoher Heide bewundern konnten. Der Wacholderpark nordöstlich von Soltau verfügt nur über eine kleine Heidefläche, aber der tägliche Eintrieb der Heidschnucken (vom 1. August bis zum 13. September) ist wirklich eine Attraktion für groß und klein!




Wer mag sie nicht, die niedlichen grauen gehörnten Schafe? Nein, nicht nur auf dem Teller! Die Herde von Schäfer Matthias Schüler besteht derzeit aus etwa 35 Tieren. Hinzu kommen einige Burenziegen, die sich gut mit den Heidschnucken ergänzen. Beim täglichen Eintrieb kann man vor allem eindrucksvoll erkennen, welche Arbeit die Hütehunde leisten. Der Heidschnucken-Eintrieb wird übrigens vom Salzmuseum Soltau, genauer gesagt vom Soltauer Salzsiederverein veranstaltet. Wilfried Worch-Rohweder ist als Vorsitzender des Vereins äußerst engagiert. Er lässt es sich nicht nehmen, einige interessante Fakten rund um die Heidschnucken zu erzählen. Wir finden leider an diesem Wochenende nicht die Zeit, das dortige Salzmuseum zu besuchen und begnügen uns mit der Außenansicht. Die Soltauer rühmen sich, das bessere Salz zu haben als die Lüneburger. Schließlich setzen sie sich beim 1. Sieder-Wettbewerb – ausgerechnet bei den Lüneburger Salztagen – 2019 gegen die Nachbarn durch!

Vom Wacholderpark sind es nur noch gut 3 Kilometer zurück zum Campingplatz. Knapp 15 Kilometer waren wir unterwegs an diesem heißen Tag, da tut eine Dusche gut. Den Abend beschließen wir im Außenbereich des Restaurants, wo wir uns zum Glück rechtzeitig einen Platz reserviert haben. Die Speisekarte bietet für jeden etwas: Klassiker wie Schnitzel und Currywurst, aber auch Pizza und Pasta sowie eine große Auswahl an Kindergerichten. Matthias ist vom Sauerfleisch begeistert! Ich finde die Pizza ganz ok, aber die auf dem Campingplatz in Lüneburg war besser.
Piet zieht beim Abendessen wieder alle Blicke auf sich. Eine junge Frau aus Bayern hat mit den beiden Töchtern eines der Schlaffässer bezogen. Da der Papa mit dem Hund zuhause geblieben ist, haben die Kinder „Hundeentzug“, erzählt sie uns. Langeweile kommt jedoch ganz bestimmt nicht auf, denn es geht jeden Tag in den Heide Park. Corona-bedingt gilt die Jahreskarte vom vergangenen Jahr noch, das muss ausgenutzt werden! Hunde sind im Park zwar erlaubt, können aber selbstverständlich nicht die Fahrgeschäfte nutzen.
Lüneburg oder Soltau? Groß oder Klein?
Dass wir immer wieder mit dem Campingwochenende Ende Juni in Lüneburg vergleichen, bleibt nicht aus. Dort empfand ich beispielsweise den gesamten Service und die Atmosphäre etwas persönlicher und freundlicher, was vielleicht daran liegt, dass es ein kleiner Familienbetrieb ist. Hier in Soltau geht alles etwas professioneller, damit aber eben auch unpersönlicher zu. Ein größerer Platz hat aber eben auch Vorteile, wie zum Beispiel den gut sortierten Shop mit täglichem Brötchenservice ohne Vorbestellung oder das umfangreichere Freizeitangebot.

Am nächsten Morgen bleibt uns noch genug Zeit für ein entspanntes Frühstück (so es die Wespen zulassen….) und den Abbau. Das Auto muss übrigens vor der Zeltwiese abgestellt werden, darf aber zum Be- und Entladen auf die Wiese gefahren werden. Da die Entfernung überschaubar ist, kein Problem.
Timmerloher Heide und Schwindequelle
Um das Urlaubsfeeling noch etwas zu bewahren, machen wir einen Abstecher in die Heide. Das am nächsten gelegene Heidegebiet ist die Timmerloher Heide bzw. Röders Heide. Hier stellen wir unser Auto ab und machen eine Rundwanderung um den Kreuzberg, die vergleichbar ist mit einer Strecke, die ich auf komoot gefunden habe. Wir sind insgesamt 10 Kilometer gelaufen, leider war es aber sehr sonnig und der Weg teilweise schwer zu finden. Ein Teil der Strecke ging über den Heidschnuckenweg – Du erinnerst Dich an den Gastbeitrag von Bettina vor zwei Jahren? Urlaub vor der Haustüre – das Thema ist aktuell wie nie!





Einen letzten Stopp machen wir an der Schwindequelle bei Soderstorf, wo wir im Café zur Schwindequelle den Nachmittag bei hausgemachtem Kuchen und Rhabarberschorle perfekt ausklingen lassen.


Gemäß einer Faustformel blüht die Heide übrigens vom 8.8. bis zum 9.9. – wenn Du Dich beeilst, kannst Du sie noch bewundern! Und falls Du kein Auto hast oder es einfach einmal stehen lassen möchtest: Der Heide-Shuttle fährt noch bis zum 15. Oktober, ist kostenlos und transportiert auch Fahrräder.
Ich sehe, wir haben auch in den kommenden Jahren noch einiges vor in Lüneburg und Umgebung!
Zu diesem Wochenende wurden wir von pincamp.de, dem Campingportal des ADAC, eingeladen. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst. Auf pincamp.de findest Du noch viele weitere Campingtipps!
P.S. Für unseren Sylt-Urlaub im September darf es dann aber wieder eine komfortable Ferienwohnung sein 🙂

2 Kommentare zu „Sonne, Salz und Schnucken – Camping in der Lüneburger Heide bei Soltau“