Mit dem Heide-Shuttle in die Lüneburger Heide

„Zartrosa Zauber“ titelte die Landeszeitung am 28. Juli. Die Heideblüte in der Lüneburger Heide hatte begonnen. Es ist jedes Jahr wieder ein Naturschauspiel, das unzählige Besucher in die Region zwischen Lüneburg und Celle lockt. „Vom 8.8. bis 9.9.“ lautet die Faustformel für die Vollblüte. In diesem Jahr steht das Heideblüten-Barometer bereits knapp zwei Wochen vorher auf 25 Prozent. Aufmerksame Leser meines Blogs werden sich erinnern, dass ich es 2017, in meinem ersten Lüneburg-Jahr, immerhin bis nach Amelinghausen schaffte – damals noch ohne Hunde, dafür mit dem Fahrrad. Eine gefühlte Ewigkeit her. Leicht ironisch kommentierte ich in meinem Blogbeitrag im darauffolgenden Jahr das Geschehen rund um das Heideblütenfest. 2019, in meinem mittlerweile dritten Lüneburg-Jahr, gelang es mir dann, endlich zur Heideblüte etwas tiefer in die Heidelandschaft vorzudringen – dieses Mal ohne Fahrrad, dafür aber mit Hund, was selbstverständlich ebenfalls in einem Blogbeitrag gewürdigt wurde. Auch unser Campingwochenende im August 2020 führte uns in die Heide, denn wir wollten unbedingt den Campingplatz in Soltau testen. Wir erinnern uns: Urlaub vor der eigenen Haustüre war in diesen Zeiten aus gewissen Gründen schwer angesagt.

Heidschnucken-Eintrieb im Wacholderpark bei Soltau

Dass die Zeit der Heideblüte auch als „Lila Pause“ bezeichnet wird, lese ich übrigens in diesem Jahr zum ersten Mal. Für mich war das immer noch ein Schokoriegel (den es allerdings auch nicht mehr gibt, wie mir erst jetzt auffällt).

Die Lüneburger Heide – zu jeder Jahreszeit reizvoll

2023, nach inzwischen mehr als sechs Jahren Lüneburg, kann ich gar nicht mehr genau sagen, wie oft ich in der Heide war. Auch außerhalb der Heideblüte ist die Landschaft überaus reizvoll, ganz besonders im Winter bei Schnee. Der Wilseder Berg ist ein häufiges Ziel für uns: Eine Dreiviertelstunde mit dem Auto, Parken auf dem Parkplatz in Niederhaverbeck und rauf auf den Wilseder Berg (ja, ich weiß, 169 Meter, was man hier in Norddeutschland so „Berg“ nennt 😉 ). Ein angenehmer Spaziergang von etwa drei Kilometern, dann auf dem selben oder einem anderen Weg zurück.

Auch im Winter ist die Lüneburger Heide äußerst reizvoll!

Die Sache hat zwei Haken: Zur Heideblüte sind die Parkplätze brechend voll. Und man muss eben immer wieder zum Ausgangsort zurück. Zu gerne wollte ich einmal von Niederhaverbeck nach Undeloh gehen, das eigentlich gar nicht weit entfernt liegt, aber eben auf der anderen Seite des Berges. Hier kommt der Heide-Shuttle ins Spiel. Immer mal wieder davon gelesen, wollte ich es in diesem Jahr endlich einmal ausprobieren. Lange geplant, hatten wir mit dem Wetter an diesem Freitag im August großes Glück. Denn bisher hatte sich der Sommer noch nicht von seiner besten Seite gezeigt.

Der Heide-Shuttle: Was ist das eigentlich?

Der Heide-Shuttle ist ein Bus, der Dich von den umliegenden Städten Buchholz, Lüneburg, Bispingen, Soltau und Tostedt in das Herz der Heide bringt. Er verkehrt auf fünf Ringen, die miteinander verknüpft sind. Nach dem „Hop-on, hop-off“-Prinzip, das Du vielleicht von den Stadtrundfahrten in größeren Städten kennst, kannst Du überall ein- oder aussteigen. Die Busse transportieren Menschen wie Hunde, Fahrräder können auf dem Anhänger mitgenommen werden. Der Heide-Shuttle verkehrt täglich vom 15. Juli bis 15. Oktober und ist für alle kostenlos! Das schont das Portemonnaie und das Klima – also theoretisch eine feine Sache. Ob es in der Praxis funktioniert? Das wollte ich testen.

Zunächst ein Blick auf den Liniennetzplan. Der Lüneburger ZOB ist Start- und Endhaltestelle für den Ring 5. Wir schauen in den Fahrplan und entscheiden uns für einen gemütlichen Start um 10.30 Uhr, Frühaufsteher dürfen gerne bereits um 8.30 Uhr aufbrechen. Als wir an der Haltestelle 14 ankommen, warten dort bereits eine ganze Menge Menschen, viele von ihnen mit Fahrrädern. Reservieren kann man nicht und es gibt keine Mitnahmegarantie. Wir müssen uns keine Sorgen machen, doch was die Fahrräder betrifft, so dürfte es eng werden: Auf dem Anhänger ist nur Platz für 15 Räder. Unser Vorteil: Denn während die Radfahrer um die Plätze auf dem Anhänger kämpfen, können wir mit den Hunden bequem einsteigen und uns die besten Sitzplätze in der hintersten Reihe sichern.

Ob wir aber über Oberhaverbeck oder über Niederhaverbeck oder aber überhaupt nicht….

Um nach Niederhaverbeck zu kommen, muss man in Evendorf (bzw. Döhle, Ersatzhaltestelle) umsteigen in den Ring 2-Bus. Unser Bus hat zwar bei der Ankunft in Döhle Verspätung, aber die Sorge einiger Mitreisender ist unbegründet: Natürlich warten die Busse aufeinander. Und schon geht es weiter. Oberhaverbeck liegt eine Haltestelle vor Niederhaverbeck und ist ein zentraler Knotenpunkt, weil hier die Ringe 1, 2 und 4 zusammenkommen. Da die Busse, wie erwähnt, aufeinander warten, muss hier ein kurzer Aufenthalt einkalkuliert werden. Daher entscheiden wir uns, mit unserer Wanderung bereits in Overhaverbeck zu starten. Zu diesem Zeitpunkt sind wir allerdings – den Fußweg von zuhause zum Lüneburger Bahnhof mit eingerechnet – bereits gut zwei Stunden unterwegs. Das geht mit dem Auto natürlich wesentlich schneller. Aber eben nicht so preiswert und umweltfreundlich. Außerdem finden wir es ganz gemütlich, im Bus zu sitzen und die Landschaft zu betrachten.

Am Ortsausgang von Oberhaverbeck sind wir uns nicht ganz sicher, welchen Weg wir einschlagen sollen. Doch ein freundlicher Mitarbeiter des Naturparks empfiehlt uns die beste Strecke. Eigentlich ist es seine Aufgabe, Autofahrer daran zu hindern, mit dem Fahrzeug in das Naturschutzgebiet zu fahren. Und schon kommt die erste Fahrerin: „Ich suche einen Parkplatz….“ Tja, alles richtig gemacht, denke ich. Nach wenigen Metern erstrecken sich die ersten blühenden Heideflächen links und rechts des Weges. Im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide sind Hunde übrigens ganzjährig an der Leine zu führen. Außerdem müssen Menschen und Hunde auf den Wegen bleiben und dürfen die Heideflächen nicht betreten (und wenn ein Foto von Mensch – mit oder ohne Hund – inmitten der lila Pracht noch so schön aussehen würde….).

Auf den Wilseder Berg herauf und auf der anderen Seite wieder herunter

Der „Ranger“ hat uns empfohlen, den Ausschilderungen in Richtung „Haus Heidetal“ zu folgen. Am entsprechenden Hinweisschild teilt sich jedoch der Weg und die Route zum Wilseder Berg ist ausgeschildert. Hier geht es zunächst durch ein Waldstück, was sehr angenehm ist, denn die letzten Wolken haben sich mittlerweile verzogen und die Mittagssonne hat ganz schön Kraft.

Unser Weg ist Teil des Wanderweges „Heidschnuckenweg“ und der Heideschleife „Wilseder Berg“.

Angekommen auf der höchsten Erhebung der Lüneburger Heide, hängen die Beaglezungen ganz schön, aber selbstverständlich haben wir an Wasser für Mensch und Tier gedacht. Der Ausblick vom Wilseder Berg ist immer wieder herrlich. Dennoch bleiben wir nicht lange, denn es sind uns einfach zu viele Menschen dort.

Nun können wir beim Abstieg also zum ersten Mal den Weg in Richtung Undeloh einschlagen. Unterwegs heißt es immer mal wieder einen Blick auf die Hinweisschilder zu werfen, denn es scheint: alle Wege führen nach Undeloh. Und wir haben vor, den kürzesten zu wählen. Der führt vorbei am Wilseder Hof. Die Speisekarte sieht verlockend aus, aber nach einem ausführlichen späten Frühstück im Bus ist es uns eigentlich noch etwas zu früh für das Mittagessen.

Vier Beine, acht Pfoten und jede Menge Hufe

Die restliche Wegstrecke bis nach Undeloh begleiten uns zahlreiche Pferdekutschen, auf einer sitzt sogar ein Beagle zwischen den Menschen! Auch das ist sicher eine angenehme Art, die Strecke zurückzulegen – meine Freundin und Bloggerkollegin Heike hat dies 2017 getestet und darüber auf ihrem Blog geschrieben. Doch wir sind heute auf zwei Beinen und vier Pfoten unterwegs, und den Rest der Strecke werden wir auch noch schaffen.

Was immer mal wieder nervt – ich muss es einfach erwähnen – das sind die zahlreichen Fahrradfahrer. Seit der Erfindung des E-Bikes hat gefühlt der Radverkehr deutlich zugenommen, denn es sind jetzt nicht mehr nur die sportlichen Menschen, die sich aufs Rad schwingen. Klar, Rücksichtnahme ist hier auf allen Seiten gefordert. Doch die teils schmalen und schlecht befestigten Wege eignen sich eigentlich nicht wirklich gut zum Radfahren, und wir müssen häufig anhalten und die Zweiräder vorbeilassen. Dass die Radfahrer ihren Spaß dabei haben, wage ich ebenfalls zu bezweifeln. Ob Radfahren auf den Wegen, die wir genommen haben, überhaupt erlaubt war, konnte ich bisher nicht herausfinden. Ich hatte keine Lust, die 72 Rad-Tagestouren und die kürzeren Radwege einzeln durchzuschauen…. Aber ich bin sicher, es gibt in der Lüneburger Heide geeignetere Strecken für Fahrradfahrer.

Heidschnucken-Currywurst und allerlei Dekoratives

Angekommen in Undeloh, ist es nicht zu übersehen, dass wir hier in einem Haupt-Touristenort der Lüneburger Heide sind, und das auch noch zur Hochsaison des Tourismus: Die Pferdekutschendichte nimmt zu und am Ortseingang befindet sich ein gut besuchter Parkplatz. Da ist es fast überraschend, dass wir gleich einen schönen Platz auf der Terrasse des Undeloher Hofes finden. Was aber keinesfalls gegen das Lokal spricht, wie sich herausstellen wird. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass wir zu einer Zeit ankommen, die für die meisten Menschen irgendwo zwischen Mittagessen und Kaffeetrinken liegt. Für uns ist die rustikale Küche jetzt genau das, was wir brauchen: Ich stärke mich mit einer Heidschnucken-Currywurst, Matthias freut sich über Matjes. Dass das Bier schmeckt, muss ich nicht erwähnen…. Dass die Bedienung sehr freundlich war, erwähne ich sehr gerne.

Nun müssen wir uns auch schon langsam auf den Weg machen in Richtung Bushaltestelle. Viel Zeit für eine Ortsbesichtigung bleibt nicht, wenn wir den Bus um 16.25 Uhr erwischen wollen. Rechts und links der Wilseder Straße reihen sich Verkaufsstände aneinander: Heidesträußchen, Heide-Honig und allerlei mehr oder weniger Dekoratives steht zum Verkauf.

Während Matthias mit den Hunden auf den Bus wartet, mache ich noch einen kleinen Abstecher, denn ich bin neugierig: Bei der Vorab-Recherche nach geeigneten Lokalitäten für ein Mittagessen waren wir auf die Waldschänke gestoßen und uns sofort einig gewesen, dass wir dort ganz sicher NICHT speisen würden. Die Rezensionen sind aber so unterhaltsam, dass ich sie Euch nicht vorenthalten wollte. Und natürlich wollte ich mir das Etablissement gerne aus der Nähe anschauen, wenn ich denn schon da bin.

Die Busse auf dem Rückweg sind recht voll, aber wir haben wieder Glück und bekommen Sitzplätze. Ich frage mich, was passiert, wenn man auf den letzten Bus spekuliert und es keinen Platz fürs Fahrrad gibt? Vielleicht kann man in diesem Fall ja in der Waldschänke unterkommen….

Umsteigen in Egestorf

Das Umsteigen in Egestorf klappt ebenfalls reibungslos. Hier kann ich noch einen kurzen Blick auf die St. Stephanus-Kirche erhaschen, die sicher eine Besichtigung wert gewesen wäre, aber da kommt schon der Bus. Auch fällt mir ein, dass sich in Egestorf der Barfußpark befindet, den ich gerne einmal besuchen würde, doch leider sind Hunde dort nicht erlaubt.

Gegen 17.30 Uhr kommen wir pünktlich wieder in Lüneburg an.

Der Heide-Shuttle: kostenlos und klimafreundlich

Mein Fazit: Der Heide-Shuttle ist auf jeden Fall eine tolle Sache. Man muss definitiv etwas mehr Zeit einplanen als mit dem Auto, dafür ist man kostenlos und umweltfreundlich unterwegs. Der Fahrplan ist ausgeklügelt und sollte vorher ausführlich studiert werden. Wichtig: Reservierungen sind nicht möglich und es gibt keine Mitnahmegarantie, weder für Menschen noch für Fahrräder. Für gut erzogene, nicht zu große Hunde – da bin ich sicher – findet sich immer ein Plätzchen 😉 Die Strecke von Oberhaverbeck Bushaltestelle bis Undeloh Bushaltestelle betrug etwa neun Kilometer. Wem das nicht genug ist, der kann eine längere Strecke wählen. So verläuft beispielsweise die Etappe 4 des Heidschnuckenweges durch das Radenbachtal und über Wilsede und hat eine Gesamtlänge von 14 Kilometern. Auch ein Abstecher zum Totengrund lohnt sich.

Wenn Du mehr wissen möchtest über den Heide-Shuttle, wirf doch gerne einen Blick auf die Seite des Naturparks Lüneburger Heide. Vor allem die FAQ-Sektion am Ende der Seite beantwortet sehr wahrscheinlich alle Deine Fragen. Auf der Website der Lüneburger Heide GmbH findest Du mehr oder weniger die gleichen Informationen (ob und wie diese beiden Organisationen zusammenhängen, hat sich mir noch nicht erschlossen). Hier findest Du vor allem viele Tipps zu touristischen Zielen entlang der Route des Heide-Shuttle. Denn vielleicht möchtest Du ja nicht, wie wir, einfach nur von Ober- (oder war es doch Nieder?) Haverbeck nach Undeloh wandern. Es gibt ja noch so viel zu entdecken in der Heide. Im nächsten Sommer schaue ich mir das noch einmal näher an – vielleicht ja auch mit Übernachtung?
Und nicht vergessen: Auch außerhalb der Heideblüte ist die Gegend reizvoll! Der Heide-Shuttle fährt noch bis zum 15. Oktober.

Im Mai 2021 habe ich den Michael-Müller Reiseführer „Lüneburg & Lüneburger Heide“ getestet und die Wanderung durchs Büsenbachtal gemacht.

9 Kommentare zu „Mit dem Heide-Shuttle in die Lüneburger Heide

      1. Danke für die schnelle Antwort. Hast Du einen Tipp wann und wo man/frau einen Schäfer mit seiner Heidschnukenherde fotografieren könnte oder die Chancen dafür gut sind?

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  1. Das mit dem Shuttle kenn ich nicht. Ist aber auch schon sehr lange her, dass ich zur Blütezeit in der Lüneburger Heide letztmalig unterwegs war – müssten 20 Jahre sein. Hatte das immer wieder auf dem Plan, doch es kam jedes Mal was dazwischen. Dass es diesen Shuttle gibt, betrachte ich als prima Idee vor allem auch für Leute wie meine Partnerin und mich, die nicht gerade mit Adleraugen ausgestattet sind und daher keine Pappe fürs Fahren eines Autos besitzen…

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