Sülfmeistertage und mehr: Lüneburg feiert fünf Tage lang!

Sülfmeistertage: Das ist die Veranstaltung, bei der am Ende ein Fass verbrannt wird und alle singen „Ich bin ein Lüneburger“. Soweit die Kurzbeschreibung. Wird es in diesem Jahr – nach drei Jahren Pause – wieder genauso sein? Oder kommt alles ganz anders? Warum Du Dir das Event in diesem Jahr auf gar keinen Fall entgehen lassen solltest, erfährst Du in meinem Beitrag.

Ganz wichtig: Aufgrund des Feiertages am 3. Oktober und des dazwischenliegenden Brückentages steht vom 29. September bis zum 3. Oktober noch einiges zusätzlich auf dem Programm. Lüneburg feiert also fünf Tage lang! Das gesamte Programm findest Du hier.

In Kürze:

  • Freitag 29.9.: Celtic Folk Night & offizielle Eröffnung
  • Samstag 30.9.: Wettspieltag & Feuershow
  • Sonntag 1.10.: Erlebnis-Sonntag, Festumzug, Weltseniorentag und festlicher Abschluss der Sülfmeistertage
  • Montag 2.10. (Brückentag): Musical-Momente mit Thomas Borchert, Rock & Popmusik mit „Spätschicht“
  • Dienstag 3.10. (Tag der Deutschen Einheit): Musikprogramm des Kreis-Chorverbandes und gemeinsames Singen „Deutschland singt und klingt“

Der Sülfmeister und das Kopefass

Warum feiern wir die Sülfmeistertage? Aufmerksame Leser meines Blogs werden wissen, dass Lüneburg einst durch die Salzgewinnung zu Reichtum kam. Das Salz wurde mithilfe von großen Siedepfannen gewonnen. Wer mindestens vier dieser Siedepfannen besaß, wurde in die Gilde der Sülfmeister aufgenommen und genoß hohes Ansehen. Das Aufnahmeritual wurde 1472 erstmals urkundlich erwähnt und als „Kopefest“ bezeichnet. In Anlehnung an diese Tradition entstanden die Lüneburger Sülfmeistertage, die 2003 zum ersten Mal gefeiert wurden und auch heute noch häufig als „Kopefest“ bezeichnet werden. Genauer informieren kannst Du Dich über die Salzherstellung übrigens im Deutschen Salzmuseum, über das ich 2019 ebenfalls einen Blogbeitrag geschrieben habe.

Oben (© Lüneburg Marketing GmbH, Mathias Schneider): Fassrollen auf dem Platz am Sande;
Unten (eigene Fotos): Impressionen vom großen Festumzug 2017

Die „Kope“ ist ein großes Holzfass, das schon damals aus Anlass der Aufnahme eines Sülfmeisters in die Gilde über das Straßenpflaster gerollt wurde. Und so wird es noch heute gemacht: Das Fassrollen bildet den Abschluss der Wettspiele, bei denen Mannschaften aus Firmen oder Vereinen gegeneinander antreten. Das Gewinnerteam stellt dann den Sülfmeister – oder die Sülfmeisterin, der/die dann Lüneburg für ein Jahr lang in dieser Rolle repräsentiert. So gesehen reiht sich der Sülfmeister ein in die Riege der Königinnen und Könige im Umland wie beispielsweise die Amelinghausener Heidekönigin oder die Bardowicker Wurzelkönigin – nicht zu vergessen der Schwule Lüneburger Heidekönig! Der Einmarsch des neuen Sülfmeisters mit seinem Gefolge beendet traditionell die Feierlichkeiten. Der frisch gekürte Lüneburg-Repräsentant zündet das Kopefass an (na ja, um ehrlich zu sein, zündet er eine Feuerschale an, die auf dem Fass steht – aber es macht schon was her!), dann tritt Sänger Mirko von der Band „Top for Tea“ auf die Bühne und stimmt das Lüneburg-Lied an.

Vom Sande zum Marktplatz

Traditionen sind etwas Gutes. Doch Veränderungen gehören zum Leben dazu. Die wohl größte Neuerung: Das gesamte Spektakel findet in diesem Jahr auf dem Marktplatz vor dem Rathaus statt und nicht, wie bisher, auf dem Platz Am Sande. Man mag spekulieren, warum das so ist. Bei der Pressekonferenz betonte Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, das Rathaus sei schließlich der zentrale Ort Lüneburgs. Darüber hinaus sei der Platz von allen Seiten besser einsehbar als der Platz Am Sande, und auch der ÖPNV sei nicht von den Feierlichkeiten betroffen. Dafür müssen dieses Mal zwar die Marktleute ausweichen, aber mit ihnen seien im Vorfeld entsprechende Gespräche geführt worden. Die Gastronomen Am Sande werden sich wahrscheinlich freuen, denn sie sind bei anderen Festen häufig arg gebeutelt. So machte der Inhaber der Meyerei nach dem Stadtfest im Juni sehr deutlich, dass für ihn wie für zahlreiche andere Kollegen das Riesenrad und die Würstchenbuden für vier Tage eine enorme Einschränkung des Geschäftsbetriebes bedeuten.

Ich begrüße die Veränderung und bin sehr gespannt. Eines ändert sich aber hoffentlich nicht: das traditionelle gemeinsame Singen des Lüneburg-Liedes zum Abschluss!

Keltische Klänge am Freitag

Der Platz vor dem Rathaus verwandelt sich ab Freitag 15 Uhr in einen Mittelaltermarkt. Beteiligt sind erstmals auch der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA), die Stadtwache, das Deutsche Salzmuseum und das Museum Lüneburg. Darüber hinaus beleben Kleinkünstler die Innenstadt.

Der Freitag steht unter dem Motto „Celtic Folk Night„. Mit „Briste“ steht um 17 Uhr eine irische Frauenband auf der Bühne. Ich habe schon mal reingehört und war recht angetan. Nach der offiziellen Eröffnung der Sülfmeistertage durch Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch um 19 Uhr geht es um 19.30 Uhr mit der Band Ganaim weiter. Das Trio um Frontmann Pinto vereint virtuosen und technisch ausgefeilten Folk mit ausgelassener Feierstimmung. Schau und hör doch hier mal rein. Ich würde sagen: wow, da geht was!

Wilde Wettspiele und faszinierendes Fassrollen am Samstag

Der Samstag steht ganz im Zeichen der Wettspiele. Neun Mannschaften treten ab 11 Uhr in unterschiedlichen Disziplinen an. Hier sind nicht nur Kraft und Geschick, sondern auch Herz und Hirn gefragt. Um 16 Uhr startet das Viertelfinale mit dem Lüneburg-Quiz und um 17.30 Uhr stehen schließlich Halb- und Viertelfinale an. Das traditionelle Fassrollen, das in diesem Jahr am Ochsenmarkt stattfindet, ist immer ein großes Spektakel! Wer wird Sülfmeister Gerd I vom Team „Lüneburger Wochenmarkt“, der seit 2019 den Titel trägt, vom Thron stoßen? Zum Abschluss der Wettspiele gibt es um 19.30 Uhr eine atemberaubende Feuershow von und mit Knud Petersen. Ab 20.30 Uhr schließlich sorgt dann noch einmal die Band Ganaim für Partystimmung.

Die Feuershow findet am Samstagabend statt (© Lüneburg Marketing GmbH)

Festumzug, Shopping und vieles mehr am Sonntag

Leicht verändert ist in diesem Jahr auch der zeitliche Ablauf am Sonntag: Der Festumzug findet in diesem Jahr bereits am Vormittag um 11 Uhr statt. Angeführt vom frisch gekürten Sülfmeister ziehen Wagen und Fußgruppen durch die Stadt. Hier können sich Vereine und Firmen beteiligen, die sich rechtzeitig angemeldet haben, und auch die oben erwähnten gekrönten Häupter aus der Umgebung sind traditionell dabei. Die genaue Route findest Du hier. Von 13 bis 18 Uhr geht es dann ganz neuzeitlich zu: Die Einzelhändler in der Innenstadt öffnen ihre Türen für den verkaufsoffenen Sonntag. Doch nicht dass Du Dich im Shopping verlierst: Bereits um 17.30 Uhr wird der neue Sülfmeister oder die neue Sülfmeisterin gekürt und es folgt die traditionelle Fassverbrennung.

Sülfmeisterin Anabel I 2016 (© Lüneburg Marketing GmbH)

Wer nicht shoppen mag, dem wird auch darüber hinaus am Sonntagnachmittag einiges geboten: Ebenfalls von 13 bis 18 Uhr wird im Glockenhof der Weltseniorentag gefeiert: mit Musik vom Shanty Chor Lüneburg, dem Kreis-Chorverband und Informationen rund um das Thema Älterwerden. Um 14 Uhr können Interessierte sich ein königliches Autogramm abholen, denn hier präsentieren sich Könige und Königinnen aus ganz Norddeutschland. Um 14.30 Uhr erzählen Schmeerius und Mirkkolo alias Schauspieler Burkhard Schmeer und Mirko Hüsing „Die wirklich wahre Geschichte über Lüneburg“ – das verspricht, ein großer Spaß zu werden! Um 16 Uhr steht das Ensemble Bardcore auf der Bühne, das Popmusik mit mittelalterlichen Instrumenten interpretiert.

Moderiert wird das dreitägige Programm übrigens von „Lady Leonie und Ritter Lutz“. Dahinter verbergen sich die ehemalige Amelinghausener Heidekönigin Leonie Laryea und der Schauspieler und Stadtführer Leif Scheele, auch bekannt als „Der Henker von Lüneburg“.

Moderationsduo bei den Sülfmeistertagen 2023: Lady Leonie & Ritter Lutz (© Lüneburg Marketing GmbH Mathias Schneider)

Musicalmomente am Montag

Das Wochenende wird mit dem Ende der Sülfmeistertage am Sonntagabend noch nicht vorbei sein: „Musik zur Deutschen Einheit“ erklingt bereits ab Montagnachmittag auf dem Marktplatz mit Live-Bands und Musical-Erlebnis.

Erstmals involviert ist auch das Theater Lüneburg. Mittelalter und Theater – das passt doch ganz hervorragend, findet Chefdramaturg Friedrich von Mansberg. „Warum nicht mal die Carmina Burana auf dem Marktplatz aufführen?“, so von Mansberg bei der Pressekonferenz. Eine großartige Idee, finde ich! In diesem Jahr ist es zwar noch nicht so weit, aber ein wahres Schmankerl präsentiert er uns dennoch: Musical-Star Thomas Borchert, bekannt als „der“ Graf von Krolock in „Tanz der Vampire“, steht in dieser Spielzeit als „Graf von Monte Christo“ auf der Bühne. Da werden Erinnerungen wach an meine Zeit im Hamburger Musical-Chor „Music Alive„… Die Premiere am 11. November ist natürlich längst ausverkauft. Doch Fans und Musicalinteressierte sind herzlich eingeladen, am Montag um 17 Uhr „Musicalmomente“ mit Thomas Borchert und Partnerin Navina Heyne auf dem Marktplatz zu genießen.

Thomas Borchert und Navina Heyne präsentieren Musical-Melodien (© Thomas Sgodda)

Die Lüneburger Band „Spätschicht“ sorgt im Anschluss für Stimmung mit ihren Rock-Pop Coversongs, die gute Laune machen und zum Tanzen animieren.

Musik zur Deutschen Einheit am Dienstag

Am Dienstag schließlich feiern wir den Tag der Deutschen Einheit. Die Initiative „3. Oktober – Deutschland singt und klingt“ begeht diesen Feiertag deutschlandweit traditionell mit Musik und Gesang. In Lüneburg stellt aus diesem Anlass der Kreis-Chorverband von 14 bis 20 Uhr ein buntes Programm auf die Beine: mit Musik von Chören und Musikschulen sowie Geschichten zur Wendezeit. Ab 19 Uhr klingt der Abend – und damit das lange Wochenende – dann mit einem gemeinsamen Singen aus und sorgt damit für ein stimmungsvolles Gemeinschaftserlebnis.

Ich muss sagen, dass ich bei der Pressekonferenz schon ziemlich beeindruckt war. Wie es aussieht, hat die Lüneburg Marketing GmbH unter der Leitung von Melanie-Gitte Lansmann mal wieder einiges auf die Beine gestellt. Nun wollen wir hoffen, dass ähnlich wie bei „Lüneburg feiert“ im Juni auch dieses Mal das Wetter mitspielt. In diesem Sinne: Lasset die Spiele beginnen!

(Titelbild: © Lüneburg Marketing GmbH )

4 Kommentare zu „Sülfmeistertage und mehr: Lüneburg feiert fünf Tage lang!

  1. Da ist ja mächtig was los in Lüneburg. Danke für die Anregungen und den schönen Beitrag!
    Beim Thema Sülfmeister fällt mir ein: Hast Du Kontakt zum Salzmuseum? Ich besitze ein Buch von Julius Wolf „Der Sülfmeister“ – Eine alte Stadtgeschichte aus dem Jahr 1912. Vielleicht ist das Museum daran interessiert?

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    1. Ich hatte guten Kontakt zur alten Leiterin des Salzmuseums, zur neuen bisher noch nicht. Es könnte aber auch für das Museum Lüneburg interessant sein, das u.a. auch die Stadtgeschichte abdeckt. Ich könnte die Leiterin Frau Prof. Düselder einmal fragen.

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      1. Wenn du das tun würdest? Mir ist nur wichtig, das dieses über hundert Jahre alte Buch in „gute Hände “ kommt…

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