365 Tage Lüneburger – Mein erstes Jahr mit Piet

„Bestanden!“ Ob die vorbeigehenden Spaziergänger im Kurpark wohl den Stein hören können, der mir gerade vom Herzen gefallen ist? Christine Dahms drückt mir die Bescheinigung über die praktische Sachkundeprüfung in die Hand. „Da habt Ihr aber noch ein Stück Arbeit vor Euch, wenn Ihr Euch keinen Tyrannen erziehen wollt!“. Tyrann? Unser süßer, lieber, kleiner Piet? Ja, charmant kann er sein. Frech aber eben auch. Und wer bei uns der Boss ist, haben wir offenbar noch nicht hinreichend geklärt.

Ein Jahr ist nun vergangen, seit Piet als neun Wochen alter Beaglewelpe bei uns eingezogen ist. Ein ereignisreiches Jahr mit Lachen und Weinen. Mit viel Bewegung und frischer Luft. Es gab Momente, da hätte ich ihn am liebsten wieder zurückgebracht zur Züchterin. Und doch schaue ich ihn mir jeden Tag wieder an und bin aufs Neue verliebt. Eine kleine Bilanz.

12. Oktober 2018

Check: alles bereit? Körbchen, Wasser- und Futternapf. Das Spray, das bei kleinen „Unfällen“ die Geruchsspuren beseitigt (von der freundlichen Verkäuferin im Fressnapf-Markt wärmstens empfohlen – ein guter Tipp, wie sich später herausstellen wird). Leine und Halsband, Zeckenzange, Bürste (überflüssig! Der Beagle wird sich als selbstreinigend herausstellen.) und Welpenshampoo (falls er sich doch mal in etwas wälzt, das nicht von selbst abgeht und nicht so gut riecht….). Eine erste Futterration soll es von der Züchterin geben. Die Hundehaftpflichtversicherung ist abgeschlossen. Eine Decke für den Transport – wir wollen den Kleinen nicht gleich in eine Box sperren, kaum dass wir ihn von seiner Mutter getrennt haben. Züchterin Rekka Indorf hat Tränen in den Augen, als wir ihr Haus in Stemmen verlassen. Ich setze mich mit Piet auf die Rückbank und Matthias fährt los. Piet zappelt ordentlich auf meinem Schoß und ich habe schon Angst, dass ich ihn nicht halten kann. 4 Kilogramm Hund und schon so viel Kraft! „Er ist keine Schlaftablette!“ hatte Rekka uns bei der Übergabe gesagt. Dabei hatten wir als Hundeanfänger eigentlich eher ein ruhigeres Exemplar haben wollen. Egal. Wer will schon eine Schlaftablette? Die Fahrt nach Lüneburg sollte eigentlich nur eine Stunde dauern. Aber schon nach 30 Minuten jault und zappelt der Kleine so sehr, dass wir denken, er müsse vielleicht mal. Also am nächsten Parkplatz raus. Falscher Alarm, weiter geht’s nach Hause. Dort wird der kleine Prinz natürlich erst einmal in den 1. Stock hinaufgetragen. In seinem ersten Lebensjahr soll er noch keine Treppen steigen.  Und dann tappst er hinein in sein neues Zuhause. Wir liegen auf dem Fußboden und sind schwer verliebt.

Die ersten Tage sind wirklich anstrengend. Ich habe in den ersten Monaten fleißig Tagebuch geschrieben und auch heute mache ich mir noch hier und da Notizen. Man vergisst so schnell. Immer wieder rausgehen, damit Piet lernt, wo er Pippi machen darf (und wo nicht!) ist eines. Aber der kleine Beagle ist wirklich alles andere als eine Schlaftablette. Er hat eine ungeheure Energie und tobt wie wild durch die Wohnung. Außerdem hat er eine ausgeprägte Vorliebe für alles, was man zernagen kann: Schuhe, Decken, Kissen, Bücher, Zeitschriften…. Es wird Zeit, dass er Manieren beigebracht bekommt: Schon nach gut einer Woche geht es zum ersten Mal in die Welpenschule. Auch dort lässt er sich nicht die Butter vom Brot nehmen und tobt von Anfang an ohne jede Angst – bevorzugt mit den größeren Hunden. Nachts schläft er in einer Box, die an meiner Seite des Bettes steht, damit ich mitbekomme, wenn er unruhig wird. Das funktioniert ganz gut: Man sagt, der Hund betrachtet die Box als seine Höhle, die er nicht beschmutzen möchte. Daher gibt er Zeichen, wenn er raus muss. Allerdings dauert es abends immer ganz schön lange, bis er sich beruhigt hat.

Unser Leben hat sich auf einen Schlag verändert: alles dreht sich nun um den Welpen. Das soll langsam wieder anders werden. Außerdem, so habe ich gelesen, ist es wichtig, dass man den Hund gleich in den ersten Wochen überall miteinbezieht – natürlich ohne ihn zu überfordern. Schon Ende Oktober wagen wir einen ersten Restaurantbesuch. Das klappt gut, genau wie die erste Busfahrt. In der Wohnung gibt es immer noch den einen oder anderen kleinen „Unfall“. Aber nachts sind immerhin schon in der Regel sechs bis sieben Stunden Schlaf am Stück drin, hurra!

November

Anfang November steht der erste Termin beim Tierarzt an: eine Impfung ist fällig. Ich entscheide mich für die Tierarztpraxis Adendorf, denn bei Frau Dr. Schneider habe ich ja auch schon die theoretische Sachkundeprüfung absolviert. Piet erweist sich als vollkommen unkomplizierter Patient. Mit jeder Menge Leckerlis milde gestimmt, lässt er die Impfprozedur kommentarlos über sich ergehen. Die kleinen „Unfälle“ zuhause werden zunehmend weniger – der Verschleiß an Hundedecken, Körbchen-Kissen und Spielzeugen ist jedoch immens! Mit seinen spitzen Welpenzähnchen schafft er es sogar, ein Loch in die Wand zu beißen! Wir sind etwas ratlos. Nächster Punkt im Eingewöhnungsprogramm ist dann die erste Zugfahrt. Mit dem Metronom geht es zunächst nur bis Winsen (Luhe). Vorschriftsmäßig haben wir extra eine Transporttasche gekauft – die Alternative wäre ein Maulkorb gewesen, den wir unserem Kleinen noch nicht zumuten wollten.

Im Laufe der Zeit haben wir jedoch festgestellt, dass sich praktisch niemand an die Maulkorbpflicht hält, und es hat auch noch nie ein Zugbegleiter danach gefragt. Dennoch haben wir, als Piet dem Transporttaschenmaß entwachsen war, einen Maulkorb gekauft, ein paar Mal das Anlegen mit ihm geübt und führen ihn in der Regel bei Zugfahrten dabei. Auch nach der Fahrkarte zum halben Preis, die Du theoretisch für einen Hund lösen musst, hat übrigens noch nie jemand gefragt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir in der Regel eine Gruppen-Tageskarte lösen.

Dezember

Nachdem Piet seine vorläufig letzte Impfung hinter sich gebracht hat, darf er nun auch schon zum Beagletreff. Dort wird er von der Meute freundlich aufgenommen und hat von Anfang an eine Menge Spaß. Eine großartige Einrichtung: zweimal die Woche freies Spielen, Toben und Buddeln mit Artgenossen auf einem großen, abwechslungsreichen und eingezäunten Gelände. Nach dem ersten Mal ist unser Kleiner so platt, dass er neben dem vollen Futternapf einschläft. Außerdem kann ich mich dort mit erfahrenen Beaglebesitzern austauschen. Es kommt Hoffnung auf, dass es irgendwann leichter wird mit unserem Temperamentsbündel.

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Einmal Pfötchen machen bitte! Schließlich will ich zu Weihnachten gut aussehen!

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Bei uns steht der Weihnachtsbaum in diesem Jahr sicherheitshalber draußen…

Einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt wollen wir uns auch in diesem Jahr nicht entgehen lassen, aber ist das nicht ein bisschen zu viel Trubel für so einen jungen Hund? Beim ersten Mal spielt das Wetter für uns: es ist so nass und regnerisch, dass sich nur wenige Lüneburger auf den Weg gemacht haben. Piet ist besonders interessiert an dem Rindenmulch, der auf den Böden ausgestreut ist. Darin kann man so herrlich buddeln. Beim zweiten Mal entscheiden wir uns für Schröders Wintergarten – eine gute Wahl, weil es dort einfach nicht so voll ist und sich die Menschen auf dem geräumigen Areal gut verteilen. Dennoch fallen unsere Weihnachtsmarktbesuche in diesem Winter etwas kürzer aus als sonst. Und für den Rückweg muss es dann auch mal ein Taxi sein, denn so lange Strecken kann und soll man auf so kurzen Beinchen einfach noch nicht laufen.

Am letzten Adventswochenende steht dann ein weiteres Abenteuer an: die erste längere Autofahrt und die erste Hotelübernachtung. Zum Glück fährt Piet gerne Auto und die vierstündige Fahrt macht ihm nichts aus. Nach zwei Stunden brauchen wir natürlich alle eine kleine Pause. Im Parkhotel in Krefeld sind Hunde zum Glück erlaubt – und Piet erobert sofort alle Herzen im Sturm, als er im Eingangsbereich über den Teppich robbt. Glücklicherweise dürfen wir ihn auch mit ins Restaurant nehmen, denn wir trauen uns noch nicht, ihn alleine zu lassen, schon gar nicht in einer fremden Umgebung. Auch bei meiner Schwiegermutter im Seniorenheim sind Hunde gerne gesehen. Hygiene hin oder her – was der Seele so guttut, kann für den Körper nicht schlecht sein. Zum Kirchenkonzert möchten wir ihn dann aber doch nicht mitnehmen. Aber bei meiner Freundin Beate und ihrem Havaneser Luke fühlt Piet sich sofort wohl. Die zwei Halbstarken müssen zwar erstmal klären, wer das Sagen hat, und Frauchen muss auch mal mit der Wasserpistole dazwischengehen, aber dann läuft es. Da ich in meine Freundin, die ich seit der 5. Klasse kenne, größtes Vertrauen habe, kann ich das Konzert voll und ganz genießen.

Sind Hunde in Kirchen eigentlich erlaubt? Ich denke, Gott liebt alle seine Geschöpfe – und beschließe: ja! Natürlich sollte ein Hund nicht die Andacht oder ein Konzert stören. Aber beim Kindergottesdienst am Heiligen Abend macht ein junger Hund wohl den wenigsten Lärm. Piet verschläft den gesamten Gottesdienst in seiner Transporttasche auf der Kirchenbank, während die siebenjährigen Zwillinge unserer Freunde sich beim Krippenspiel betätigen.

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Auch beim Familientreffen am 1. Weihnachtstag in Tostedt läuft alles glatt – und Piet lernt ein weiteres hundefreundliches Hotel kennen. Den Segen von oben hat er also jetzt – da fehlt nur noch ein reinigendes Bad zum Jahresabschluss. Pünktlich am letzten Tag des Jahres befinden wir, dass der junge Mann doch etwas unschön riecht. Wer weiß, worin er sich gewälzt hat. Ich weiß, man soll Hunde so selten wie absolut nötig baden, aber einmal muss es sein. Piet lässt die Prozedur in der Badewanne erstaunlich gelassen über sich ergehen. Und für das Foto, das ich in einer Beagle-Gruppe auf Facebook poste, werde ich mit einem shitstorm belohnt. Wieder etwas dazugelernt: ab sofort bin ich dort nur noch stiller Beobachter.

Weniger gelassen nimmt er allerdings die Knallerei am Silvestertag. Müssen die Leute denn auch unbedingt schon am frühen Nachmittag damit anfangen? Da liest man dann gute Ratschläge in der Zeitung, von wegen man solle möglichst früh mit dem Hund Gassi gehen und dann erst wieder, wenn Ruhe eingekehrt ist. Mit einem jungen Hund, der alle paar Stunden raus muss, völlig unrealistisch. Und für ein gepflegtes Geschäft – das wissen wir doch alle – braucht man eben ein bisschen Ruhe. Die findet Piet leider beim nachmittäglichen Spaziergang nicht, und so kommt es in der Nacht zu einem kleinen „Unfall“ zuhause. Na ja, kein Drama. Den Jahreswechsel selbst verschläft er dann, denn dank unserer dreifach verglasten Fenster ist es in unserer Wohnung gar nicht so laut.

Januar 2019

Der erste Monat des neuen Jahres verläuft relativ unspektakulär. Wir versuchen nach und nach, Piet auch mal etwas länger alleine zu lassen, das heißt bis zu zwei Stunden. Schließlich möchte ich auch mal wieder zum Sport gehen. Obwohl ich mich ja über mangelnde Bewegung nicht beklagen kann. Das klappt erstaunlich gut: In der Regel finde ich den kleinen Beagle nach zwei Stunden genauso friedlich auf dem Sofa, wie ich ihn zurückgelassen habe. Nach dem ersten Morgenspaziergang ist er einfach platt und schläft sowieso erstmal.

Piet erkundet Lüneburg – und erweist sich als Shopping-King!

Loslassen ist ja für Hundeeltern genauso eine wichtige Übung wie für Menscheneltern. Also gehen wir gleich einen Schritt weiter: Ende Januar darf Piet zum ersten Mal fremdübernachten. Bei Tante Stephi und ihrem Labrador Retriever Louis ist er bestens aufgehoben. Wir genießen einen Abend in Hamburg im English Theatre und können am nächsten Tag ausschlafen, hurra!

Februar

Hatte ich etwa im Januar vorsichtig gehofft, wir wären aus dem Gröbsten raus? Weit gefehlt! Anfang Februar nehme ich Piet zu einem Abendessen mit Freundinnen mit ins Burger-Restaurant Peter Pane. Wie erwartet schläft er nach dem anstrengenden Fußmarsch zunächst einmal eine ganze Zeit. Aber so ein Mädelsabend kann dauern… zu lange, beschließt Piet, und knabbert in einem unbeobachteten Moment seine Leine durch. Freiheit für Beagle! Bis in die Küche schafft er es allerdings nicht…..

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Zum Valentinstag gibt’s eine extra Portion Leberwurst!

Zuhause zerlegt er weiterhin alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Auch Tisch- und Stuhlbeine sowie Fußleisten müssen dran glauben. Und das etwa nicht nur, wenn man ihn zu lange alleine zuhause lässt, sondern auch wenn ich nur mal kurz für 10 Minuten den Raum verlasse. Er ist offenbar nicht ausgelastet. Da kommt die neue Gruppe in der Hundeschule gerade richtig. Nach zwei Welpenkursen bei Monique geht es jetzt in die Junghundgruppe, auch genannt „Kurs für pubertierende Halbstarke ab 6 Monaten“, bei Kerstin. In der Hundeschule klappt auch immer alles prima, aber in der Realität sieht es anders aus.

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„Klassenfoto“ vom 2. Welpenkurs

Nachdem mal wieder eine Hundedecke das Zeitliche gesegnet hat, werde ich schwach und kaufe eine besonders schöne, die man zusammenfalten und an zwei Tragegriffen halten kann. Beim nächsten Restaurantbesuch soll Piet es schön gemütlich haben. Den ersten Griff „entfernt“ er bereits, bevor wir uns auf den Weg machen. Dennoch bin ich stolz wie Oskar, als ich noch am selben Abend meinen wunderhübschen Hund betrachte, wie er lammfromm und äußerst dekorativ da sitzt und alle Blicke auf sich zieht. In der Viscule gibt’s übrigens sogar ein Hundeleckerli aufs Haus!

Die Freude währt nicht lange. Schon zwei Tage später – ich habe es mal wieder gewagt, zum Yoga zu gehen und Piet alleine zuhause zu lassen – bietet sich mir ein Bild der Zerstörung. Unser Wohnzimmer sieht aus, als habe Frau Holle ihre Kissen ausgeschüttelt. Dieser Tag Ende Februar markiert einen Tiefpunkt in der Beziehung zwischen Piet und mir. Von da an kann es nur noch bergauf gehen. Ich kann meine Tränen der Wut nicht aufhalten. Ich schnappe mir den völlig verdutzen Beagle, packe ihn ins Auto, verstecke meine verheulten Augen hinter einer dicken Sonnenbrille und fahre zum Wilschenbruch. Erbarmungslos schleppe ich das arme Tier auf einen ausgiebigen Spaziergang durch den Wald. Als Matthias am Abend nach Hause kommt, möchte er mit mir über den geplanten Autokauf sprechen. Wir überlegen schon etwas länger, ob ein Kombi nicht doch praktischer wäre als unsere Limousine, damit der Hund ordnungsgemäß in einer Box im Kofferraum reisen kann. Als ich sage: „vergiss das Auto, lass uns den Hund wieder abgeben“, meine ich es tatsächlich einen Augenblick lang ernst.

Aber am nächsten Tag geht die Sonne wieder auf und ein kleiner, süßer Beagle steht fröhlich schwanzwedelnd an meinem Bett. Wer kann da böse sein? Das Auto wird bestellt. Und die Box kaufen wir gleich, denn die können wir in der Zwischenzeit schon zuhause nutzen, sozusagen als Sicherheitsverwahrung. Das soll keine Strafe sein. Tatsächlich nimmt Piet die Box schnell an und betrachtet sie bald als seine Höhle. So ein kleiner Beagle hinter Gittern sieht schon auf den ersten Blick etwas traurig aus, aber tatsächlich ist es die sicherste Transportmöglichkeit!

März

Es bleibt schwierig. Neben zerlegten Gegenständen gibt es ein weiteres Problemthema: das Fressen. Man glaubt es kaum, aber der gnädige Herr ist etwas mäkelig, oder auch krüsch, wie man hier im Norden sagt. Wer könnte das besser verstehen als ich? Dennoch versuchen wir, hart zu bleiben. Das Trockenfutter, das die Züchterin empfohlen hat, ist bestimmt ein gutes Futter, und er scheint es ja auch gut zu vertragen. Aber ein Beagle, der das Fressen nicht anrührt? So etwas hört man selten. Wir versuchen es mit allerlei Tricks, aber manchmal bleibt eine Mahlzeit einfach stehen. Konsequent bleiben, heißt die Devise. So schnell verhungert ein Hund nicht. Und wenn er sein Abendessen stehen lässt, hat er am nächsten Morgen garantiert Hunger. Und so ist es auch. Manchmal denke ich, er ist zu dünn, aber eigentlich ist er gerade richtig. Und die Züchterin hat immer gepredigt, dass es gerade im ersten Jahr wichtig sei, dass der Beagle nicht zu viel Gewicht mit sich herumschleppt, denn das geht auf die Gelenke.

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Zuhause nimmt Piet die Box schnell als Rückzugsort an.

Als es dann Ende März zum ersten Mal zu dritt nach Dänemark geht, haben wir uns den Urlaub alle reichlich verdient. Meinen Bericht über die Reise hast Du ja vielleicht schon gelesen, ansonsten findest Du ihn hier.

April

Mit dem Frühling kommen die Zecken. Piet ist innerhalb weniger Tage reich damit gesegnet. Als unerfahrene Ersthundebesitzer machen wir uns zu dem Thema erst einmal schlau. Was tun gegen die nicht nur lästigen, sondern vor allem gefährlichen kleinen Biester? Eine Frage, auf die es keine „richtige“ Antwort gibt. Die Einen schwören auf natürliche Methoden, aber mir ist das Risiko einfach zu groß, dass ich mal eine Zecke übersehe und sie möglicherweise eine lebensbedrohende Krankheit überträgt. Ich setze mich jetzt dem shitstorm aus und oute mich: Wir haben uns für die chemische Keule entschieden. Ab jetzt bekommt Piet einmal im Monat eine Tablette, zumindest solange die Zeckensaison dauert. Ich fühle mich damit einfach besser. Und ihm scheint sie bisher nicht geschadet zu haben.

Auch im holländischen Blumengeschäft sind Hunde gerne gesehen und bekommen ein Leckerli.

Mai

Anfang Mai geht Matthias auf eine fast zweiwöchige Dienstreise in die USA. Piet und Ruthi allein zuhaus‘ – eine ganz neue Situation! Auch wenn ich ja wochentags den ganzen Tag alleine mit ihm zuhause bin, ist das eine Umstellung. Ich bin sicher, Piet wird sein geliebtes Herrchen vermissen. Die beiden sind wirklich ein tolles Team! Wenn ich sie zusammen sehe, weiß ich immer wieder, dass wir uns für genau den richtigen Hund entschieden haben: nicht zu groß, nicht zu klein, sportlich und bewegungsfreudig – aber eben auch ein bisschen crazy, genau wie wir!

Nach Ablauf der zwei Wochen lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, Matthias gemeinsam mit Piet vom Flughafen abzuholen. Zu oft habe ich diese Szenen bei anderen Hunden beobachtet: niemand freut sich so sehr wie ein Hund! Tatsächlich ist die Freude auf beiden Seiten groß!

Kleiner Ausflug in den Hamburger Stadtpark auf dem Weg zum Flughafen
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Mein Dream Team!

Das Thema Gegenstände zerstören begleitet uns weiterhin. Ansonsten ist Piet wirklich pflegeleicht. Ende Mai geht es noch einmal nach Krefeld. Bei aller Liebe, aber auf einer Hochzeit hat er nun wirklich nichts verloren! Also geht es über Nacht zu Beate und Luke.

Piet und Luke haben offenbar eine Menge Spaß miteinander!

So groß die Wiedersehensfreude hinterher auch immer sein mag – Piet ist kein Hund, der lange trauert. Er arrangiert sich schnell mit den neuen Gegebenheiten und kann problemlos ein paar Stunden oder sogar einen ganzen Tag bei anderen Menschen verbringen.

Juni

Ende Juni geht es zum zweiten Mal nach Dänemark. Da unser neues Auto noch nicht da ist, stellt uns der Händler einen Leihwagen zur Verfügung. So kommt die Transportbox zum ersten Mal im Auto zum Einsatz. Für Piet offenbar kein Problem – es ist eher für uns ungewohnt, dass er zum ersten Mal nicht seine Schnauze zwischen unsere Sitze steckt. Für die Pause haben wir uns dieses Mal einen ganz besonderen Rastplatz ausgesucht: Die Raststätte Hüttener Berge an der A7 verfügt tatsächlich über einen riesengroßen eingezäunten Hundefreilauf! Man muss ein bisschen suchen: Du musst zunächst durch das Restaurant durchgehen, aber dann findest Du schon den entsprechenden Hinweis.

Auf der großzügigen Freilauffläche der Raststätte Hüttener Berge kann Piet sich super austoben und findet schnell neue Freunde.

Die Woche in Dänemark ist wieder traumhaft! Piet kann herrlich lange am Strand entlanglaufen und hat viele tolle Hundebegegnungen. Nur ein großer Wasserfreund wird er nach wie vor nicht. Matthias nimmt ihn einmal mit zum Baden. Er schwimmt auch sofort los, als Matthias ihn loslässt. Aber freiwillig macht er sich beim Spaziergang nicht einmal die Pfötchen nass!

Bei unserer zweiten Dänemark-Reise erkunden wir auch einen Hundewald.
Außerdem besuchen wir das Wikingerdorf Bork Vikingehavn und das Sandskulpturenfestival in Søndervig.
Ein großer Wasserfreund wird Piet aber nach wie vor nicht (aber HSV-Fan!)

Juli

Der Sommer bringt die Hitze. Piet macht gleich alles richtig und fährt alle Aktivitäten runter. Nach den kurzen Pflichtspaziergängen zum Beinchenheben liegt er meistens stundenlang einfach auf dem Fußboden und schläft.

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Chillen auf der Terrasse mit Freundin Biene

An den weniger heißen Tagen erfreuen wir uns daran, dass ab Mitte Juli die Brut- und Setzzeit und damit die Anleinpflicht endet. Denn es gibt ja nichts Schöneres, als ohne Leine zu stromern, zu schnüffeln und zu toben!

Pfoten hoch für das Hotel am Fischmarkt in Rheinberg!

Den Rückruf haben wir immer und immer wieder geübt: wenn er auf das Signal der Hundepfeife hört, gibt’s sofort Leberwurst zur Belohnung. Das klappt eigentlich meistens ganz gut – es sei denn, er ist völlig abgelenkt. Für Ablenkung sorgen vor allem Hasen, die es bei uns im Viertel gibt. Mindestens drei an der Zahl – und ich rede von ausgewachsenen Feldhasen, keinen Kaninchen!

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Auf der Terrasse der Trattoria de Flaviis genießen wir den herrlichen Ausblick auf das Wasserviertel.
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Den heißesten Tag des Jahres verbringen wir an der Ostsee.

August

Ein Jahr alt – und kein bisschen weise! Habt Ihr schon mal ein blaues Hundehäufchen gesehen? Das kommt davon, wenn man Buntstifte knabbert. Spielen und toben mit anderen Hunden im Viertel? Natürlich ohne Leine, selbstredend. Immer in der Hoffnung, dass der andere Hund ja im Zweifelsfalle hört und zurückkommt…. Aber eines Morgens ist es dann so weit: ein Hase kreuzt direkt seinen Weg – und Piet ist weg! Zwei andere Hundebesitzer helfen mir sofort beim Suchen, gemeinsam grasen wir das Gelände ab – Piet bleibt verschwunden. Furchtbare Bilder entstehen in meinem Kopf. Ich sehe Piet schon vom Auto überfahren auf der Straße liegen… Ich sende schnell noch einen Notruf in die Hanseviertel-Whatsapp-Gruppe. Dann rufe ich Matthias an, der zum Glück zuhause ist. Er will sofort herkommen und mir suchen helfen. Zwei Minuten später Entwarnung: der verlorene Sohn steht vor der Haustür. Puh, was für eine Erleichterung und Freude! Gut, dass er den Weg gefunden hat! Aber was da alles hätte passieren können…. an Yoga ist an diesem Morgen nicht mehr zu denken.

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Keine Angst vor großen Tieren: ein Ausflug nach Stade.

Über unseren kleinen Ausflug in die Lüneburger Heide habe ich ja hier bereits berichtet.

September

Der Sommer geht zu Ende – aber zum Glück haben wir noch einen weiteren Urlaub vor uns. Dieses Mal geht es nach Sylt. So schön die dänische Nordseeküste auch ist – Sylt hat für uns einfach etwas Besonderes. Wir verbinden viele schöne Erinnerungen mit der Insel. Nun wollen wir Piet unseren Lieblingsort zeigen. Sylt ist als Hundeinsel bekannt. Tatsächlich aber ist es am Strand nicht so einfach mit Hund. Die Nachsaison beginnt offiziell erst am 1. November und somit dürfen wir theoretisch nur an den Hundestrand. Da aber nun wirklich kein Strandwetter mehr ist, nimmt man es zum Glück nicht so genau – zumindest in Wenningstedt, Kampen und List. Größtenteils können wir Piet sogar freilaufen lassen. Nur bei Kampen werden wir einmal aufgefordert, den Hund doch bitte anzuleinen.

Sylt ist und bleibt für uns ein besonderer Ort – ob mit oder ohne Hund, ob am Strand von Kampen oder in der Braderuper Heide…..

Rund um Westerland herrschen jedoch eindeutig strengere Sitten. Dort wird sehr genau darüber gewacht, dass Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern nur die an den Hundestränden gelegenen Übergänge benutzen.

…. ob in Hörnum oder Keitum….

Unsere Ferienwohnung hat die perfekte Lage: Im Norden von Wenningstedt gelegen, ist es nicht weit zum Hundestrand. Wir müssen lediglich über den Campingplatz und noch ein paar hundert Meter über den Holzweg durch die Dünen. Für den Morgen- und Abendspaziergang hingegen ist die Runde um den Dorfteich bestens geeignet.

…. ob an der Buhne 16 oder in unserer geliebten Sansibar!

In der Gastronomie wiederum ist es, im Gegensatz zu Dänemark, überhaupt kein Problem. Überall dort, wo wir einkehren wollten, waren jederzeit willkommen.

Sehr hilfreich, wenn auch nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand und nicht ohne Fehler, fanden wir das Buch Sylt mit Hund. Obwohl wir dachten, die Insel schon recht gut zu kennen, gab es noch einiges zu entdecken! Ganz besonders gut gefallen hat es uns in Voigts alter Backstube, wo es köstliche Pfannkuchen und vieles mehr gibt!

Oktober 2019

Nun geht unser erstes Jahr mit Piet zu Ende – auf das hoffentlich noch viele weitere folgen! Er wiegt jetzt knapp 13 Kilogramm und scheint rundum gesund und munter zu sein. Den Geschmack an Tisch- und Stuhlbeinen, Fußleisten und Wänden hat er mittlerweile verloren. Aber Decken und Spielzeuge sind nach wie vor nicht vor ihm sicher. Wir bemühen uns, ihn möglichst gut auszulasten und arbeiten weiter an seiner Erziehung. Seit Anfang September machen wir mit ihm Agility. Das Bewältigen des Hindernisparcours scheint ihm großen Spaß zu machen, und sicher fördert es auch die Bindung zu uns und seine Konzentration und Disziplin. Aber wir müssen dranbleiben! Er ist einfach immer noch so unglaublich niedlich und charmant, dass es schwerfällt, ihm böse zu sein.

In meinem ersten Beitrag über Piet im November habe ich geschrieben, dass er noch lernen müsse, dass er zwar ein Prinz sei, aber niemals König werde. Nun, ich bin mir da  ehrlich gesagt nicht so sicher, ob er hier nicht längst das Regiment übernommen hat.

Aber um keinen Preis der Welt möchte ich ihn wieder hergeben!

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4 Kommentare zu „365 Tage Lüneburger – Mein erstes Jahr mit Piet

  1. Liebe Ruth,
    was für ein schöner Bericht über das erste Jahr von Piet. Das hört sich vielversprechend an und Piet scheint eine echte Persönlichkeit zu sein. Dann haben wir uns auf Sylt zeitlich verpasst … das wäre bestimmt lustig geworden, wenn wir uns am Hundestrand dort getroffen hätten.
    Viele Grüße
    Martina

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  2. Liebe Ruth,
    Per Zufall ist gerade deine Seite bei mir aufgeploppt und ich habe deinen Bericht, aus aktuellem Anlaß, einmal gelesen.
    Wie schön du euer 1. Jahr beschreibst! 👍
    Unsere Labradoodlehündin Ezra ist jetzt 4 Jahre alt und einfach toll.
    Ich habe mit ihr eine Therapiebegleithundausbildung gemacht und sie ist mein Seelenhund.
    Sie hat Ende Februar 7 Labradoodlewelpen zur Welt gebracht und 6 davon sind seit 1-2 Wochen zu ihren neuen Menschen gezogen.
    Diese berichten mir im Moment täglich von ihren Erlebnissen mit den neuen Familienmitgliedern 😉
    Der 7. Ist noch nicht vermittelt und daher sind auch wir, unverhofft, wieder in der Situation, einen Welpen im Haus zu haben und ihm erste Dinge beizubringen…
    Liebe Grüße aus der Heimat, Ulrike

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    1. Liebe Ulrike, entschuldige, dass ich jetzt erst antworte! Es freut mich, dass Dir mein Beitrag gefallen hat. Ja, Hunde sind schon etwas Tolles! Ich habe mir als Kind immer einen gewünscht, habe aber eigentlich eine Allergie, die auch noch einmal bestätigt wurde. Aber die wirkt sich wohl nicht mehr so stark aus. Dabei ist der Beagle wirklich alles andere als ein Allergiker-Hund, aber der musste es unbedingt sein. Da ist der Labradoodle natürlich geeigneter. Auch bei uns ist nun ein 2. Beagle eingezogen. Bert ist jetzt 14 Wochen alt und wir sind mal wieder etwas im Stress. Vielleicht muss ich mir meinen altern Bericht noch einmal durchlesen, damit ich weiß, dass es irgendwann besser wird….. Euch auch viel Spaß mit Eurem Welpen und liebe Grüße, Ruth

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