Karl der Große war einst in Lüneburg

Wenn Du schon einmal der Gegend nördlich von Lüneburg unterwegs warst, bist Du vielleicht durch St. Dionys gefahren und hast Dich gewundert, wie so ein kleines Dorf zu so einer stattlichen Kirche kommt. So ist es mir jedenfalls ergangen – Grund genug, das Dorf bei einer morgendlichen Hunderunde zu erkunden und mich mal etwas schlau zu machen.

Zugegeben, ob Karl der Große (747 – 814) jemals wirklich in Lüneburg war, oder zumindest im heutigen Landkreis Lüneburg, ist umstritten. Zumal Lüneburg erst im Jahre 956 zum ersten Mal urkundlich als Stadt erwähnt wurde. Aber auch die Zahl 795 findet man hier und da, wenn es um die Geschichte Lüneburgs geht. Und genau in diesem Jahr soll Karl der Große, so die Legende, eine Kirche gestiftet haben, die nach dem Schutzpatron Karls, dem Heiligen Dionysius, benannt wurde. Dort wo diese Kirche stand, thront heute die 1860 eingeweihte neugotische Kirche St. Dionysius. Und der Einfachheit halber hat man dann auch gleich das Dorf nach der Kirche benannt: St. Dionys. Das Dorf wurde 1333 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und gehört seit 1974 zur Gemeinde Barum.

Zwischen Lüneburg und Elbe

In den mehr als zwei Jahren, die ich nun in Lüneburg lebe, hat es mich bereits mehrmals in die landschaftlich reizvolle Gegend zwischen der Hansestadt und der Elbe verschlagen. Schon in den ersten Monaten habe ich mich ja auf den Weg entlang der Ilmenau von Lüneburg nach Bardowick gemacht. Erst später habe ich erfahren, dass es sich bei dem Weg um einen sogenannten Treidelweg oder Leinpfad handelt: einen Weg, der entlang eines Wasserweges angelegt wurde, damit Menschen und Tiere Frachtschiffe flussaufwärts ziehen konnten.

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Die Ilmenau zwischen Lüneburg und Bardowick bei Sonnenaufgang.

Mit einer Länge von 6 bis 7 Kilometern – je nachdem wo Du in Lüneburg startest und was Du Dir in Bardowick noch ansehen möchtest, ist es eine schöne Strecke für einen Spaziergang. Gegebenenfalls kannst Du den Hin- oder Rückweg mit dem Metronom zurücklegen. Als Fahrradtour hin und zurück war es mir dann aber doch ein wenig zu kurz. Daher machte ich mich ein weiteres Mal auf den Weg, und versuchte, weiter entlang der Ilmenau zu radeln. Das erwies sich aber als nicht so einfach. So kam ich nach Wittorf, von wo aus übrigens die Karl-der-Große-Straße nach St. Dionys führt.

Spazieren und Radeln entlang der Ilmenau

Seit ich Hundemama bin, ist das Radfahren etwas zu kurz gekommen. Mit dem Fahrradtraining sollte man nicht beginnen, bevor der Hund mindestens ein Jahr alt ist. Und dann ist es natürlich eine Frage der Disziplin, was beim Beagle, der als eigensinnig bekannt ist, sicher nicht ganz einfach wird. Vielleicht fangen wir im nächsten Jahr ja damit an. Solange begnüge ich mich mit ausgedehnten Spaziergängen, und auch da gibt es ja sicher in und um Lüneburg noch einiges zu entdecken. Dennoch möchte ich diesen Tipp mit Dir teilen, auf den ich heute bei meinen Recherchen stieß: Tatsächlich gibt es einen offiziellen Ilmenauradweg, der eine Gesamtlänge von 120 Kilometern hat und aus fünf Etappen besteht. Die Teilstrecke von Lüneburg nach Hoopte beträgt 31 Kilometer und führt über Bardowick und Wittorf weiter nach Oldershausen. Wie man von Hoopte allerdings wieder nach Hause kommt, hat sich mir noch nicht erschlossen.

Viele Wege führen nach St. Dionys

Ich schweife ab, denn eigentlich wollte ich Dir ja etwas über St. Dionys erzählen. Aber „Hundemama“ ist ein gutes Stichwort. Denn viele Wege führen nach St. Dionys, einer davon über Barum. Und dort wohnt Andreas Calovius, der 2010 den Beagletreff Lüneburg ins Leben rief. Als absolute Neulinge im Umgang mit Beagle sind wir dankbar für den Austausch mit den Gruppenmitgliedern, von denen die meisten erfahrene Beaglebesitzer sind. Und Piet freut sich jedes Mal über den Auslauf und das Spielen mit seinen Kumpels auf dem Hundepark in Embsen! Im nächsten Jahr feiert der Beagletreff Lüneburg sein zehnjähriges Jubiläum. Dann wird Hundeexpertin Kate Kitchenham uns die Ehre erweisen! Aber auch Andreas Calovius hat sich im Laufe der vergangenen Jahre durch intensive Lektüre und verschiedene Aus- und Weiterbildungen zum Experten entwickelt und betreibt eine Haustierberatung. Falls Du mit dem Gedanken spielst, Dir ein Haustier zuzulegen, schau doch mal auf seine Website.

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Andreas Calovius ist der „Herr der Beagle“!

Der Gang durch St. Dionys erwies sich als sehr interessant – aber als Hunderunde eher ungeeignet, da man immer wieder auf Sackgassen stößt. Da kann ich den Weg um den Barumer See schon eher empfehlen. Möglicherweise gibt es auch einen Weg um St. Dionys herum, da muss ich mich noch einmal schlau machen.  Nun aber endlich zu meinem kleinen Rundgang durch die Gemeinde.

Goten, Bullen und Bulldoggen

Ich parke das Auto an der Kirche. Die Straßenschilder sind aus Holz und tragen klangvolle Namen wie Barbarossaweg, Sachsenweg, Welfenweg und Gotenweg. Ich muss an die Feuerzangenbowle und die Geschichte von den Ostgoten und den Westgoten denken….. Ein alter Corsa fährt vorbei, aus dem offenen Fenster tönt es „… hier im Großstadtrevier….“ Die Tempo-30-Schilder nimmt hier nicht jeder so ernst. Dabei macht das Dorf auf mich den Eindruck, als ob man sich besser nicht mit den alteingesessenen Bewohnern anlegen sollte. Alles sieht so ordentlich und gepflegt aus.

Nicht wenige der stattlichen Grundstücke, von denen ich einige als Anwesen bezeichnen würde, werden von ebenso stattlichen Hunden bewacht. Es stehen aber auch wirklich ein paar schöne Häuser hier: viele Fachwerkhäuser, einige mit Reetdach, ein altes Holzhaus versteckt unter dichten Bäumen. Neubauten findest Du hier nur sehr wenige.

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Dieses Gebäude sieht etwas renovierungsbedürftig aus.

An einem eher kleinen Haus weht die dänische Flagge, auch auf der davorstehenden Holzbank ist die Flagge aufgemalt, und der Name am Briefkasten mutet dänisch an. Ich hoffe, der große Hund, der nebenan das Grundstück mit lautem Gebell verteidigt und mit seinen Vorderpfoten bedrohlich weit über den Zaun ragt – auf dem wahrscheinlich aus gutem Grunde Stacheldraht montiert ist – gehört nicht dazu, denn das passt so gar nicht in mein Bild von den friedliebenden Skandinaviern.

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Weiter entlang des Barbarossaweges, der sich als Hauptstraße durch das Dorf zieht, stoße ich auf gelbe Blumen, die in einen alten LKW-Reifen gepflanzt sind. Kunst oder Kitsch? Piet entscheidet: Kitsch, und hebt elegant sein Beinchen.

P1110549Am Ende des Barbarossaweges mündet die Straße in einen Feldweg. Rechts steht der Mais schon hoch, dahinter erkenne ich eine Pferdekoppel. Durch die stattlichen Sonnenblumen zur Linken hinweg schaue ich auf Windräder im Hintergrund. Ich folge dem Weg und kämpfe mich durch teilweise hohes Gestrüpp, was den kleinen vierbeinigen Kämpfer an meiner Seite wenig stört. Zum Glück entgehen ihm so auch die Rehe, die ich in der Ferne erblicke. Leider erweist sich auch dieser Weg als Sackgasse und so treten wir schließlich den Rückweg an.

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Ein Blick in die Kirche

Wieder am Auto angekommen, packe ich den Hund kurz ins Auto – ich bin nicht sicher, ob er in der Kirche willkommen wäre. Es lohnt sich durchaus, einen Blick in das Innere des Gotteshauses zu werfen – das ist übrigens von April bis September täglich von 10 bis 17 Uhr möglich. Damit gehört St. Dionysius zu den etwa 300 sogenannten „Offenen Kirchen“ in der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.  Leider geht der September ja nun zu Ende, also wirst Du Dich wohl an die Gottesdienstzeiten halten müssen. Die Kirche wirkt auf mich von innen kleiner als von außen. Besonders auffällig sind die hölzerne Kassettendecke, die prachtvoll verzierte Kanzel und Empore sowie die historische Orgel. Mehr über die Kirche erfährst Du auf der Website der Gemeinde.

Für weitere Information rund um Barum und St. Dionys schaust Du am besten mal auf die Website der Gemeinde Barum. Und wenn Du noch Tipps für Spaziergänge in der Umgebung für mich hast, immer her damit!

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2 Kommentare zu „Karl der Große war einst in Lüneburg

  1. Hi Ruth, schöner Bericht, sehr schöne Fotos (u.a. die Ver-/Gebotsschilder 😉 oder auch die in der Kirche (wow) ), aberrrrrr…..das Entscheidende, an das „man“ denkt, wenn der Name St. Dionys fällt, hast Du unterschlagen -> Der Golf-Club St. Dionys. Also Tipp, wenn dort mal wieder ein Schnuppergolftag angeboten wird…..

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