Was für ein Sommer! Nach der lähmenden Hitze im Mai sind die Temperaturen jetzt perfekt für Unternehmungen an der frischen Luft. Und der Eine oder Andere hat ja jetzt vielleicht auch Urlaub. Wenn Du von Lüneburg aus eine kleine Tour mit dem Fahrrad unternehmen möchtest, kann ich Dir diese Strecke empfehlen. Wir sind am vergangenen Sonntag spontan am frühen Nachmittag aufgebrochen und wollten nicht zu weit fahren, da wir am Abend noch eingeladen waren. Am Ende waren es aber doch immerhin 35 Kilometer.
Das Schiffshebewerk Scharnebeck haben wir ja schon mehrmals besucht, bisher aber immer im Winter, einmal sogar bei Regen. Bei strahlendem Sonnenschein geben die roten Türme vor blauem Himmel doch gleich ein ganz anderes Bild! Es liegt knapp zehn Kilometer von Lüneburg entfernt. Das bikeline Radtourenbuch „Lüneburger Heide-Radweg“ empfiehlt die Strecke über Adendorf. Wenn man, wie wir, aus dem Hanseviertel im Westen Lüneburgs kommt, bietet sich jedoch die Strecke direkt durch den Wald nach Ebensberg an. Hinter Ebensberg kommst Du dann zum Elbe-Seitenkanal, der – was zunächst ungewohnt scheint – über Dir über eine Brücke fließt! Hier kannst Du Dein Rad entweder die Treppe hinauftragen oder es einen steilen Trampelpfad entlang schieben. Belohnt wirst Du mit einem herrlichen Weg entlang des Kanals, auf dem Du Dich jetzt den markanten roten Türmen des Schiffshebewerks näherst.
Leider gibt es derzeit Bauarbeiten, so dass Du nicht ganz bis zur Aussichtsplattform durchfahren kannst. Wir fahren also wieder ein Stück zurück, nehmen die Straße bergab mit vollem Schwung und stellen unsere Räder unten an der Treppe ab, um die Aussichtsplattform zu erklimmen. Im Nachhinein denke, ich dass das sowieso die beste Lösung war, denn ich hätte das Rad nicht die Treppe hinuntertragen wollen.
Auf und Ab: Das Schiffshebewerk Scharnebeck
Von der Aussichtsplattform hast Du einen schönen Blick bis weit in den nördlichen Verlauf des Kanals. Leider wird das Schiffshebewerk derzeit renoviert, so dass einige Teile eingerüstet sind.
Wieder unten angekommen, stellen wir fest, dass bei gutem Wetter der Besucherstrom doch deutlich größer ist als im Winter. Entlang der Brüstung stehen zahlreiche Menschen, denn gerade ist ein Frachtschiff voll beladen mit Kohle in eines der Becken gefahren.
Wir wollen aber nicht warten, bis das Becken nach oben gefahren wird, denn das habe ich ja bereits im Januar in einem kleinen Video festgehalten:
Auch wenn ich es immer wieder faszinierend finde!
Exponate rund um das Thema Schifffahrt
Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, heute endlich einmal die Ausstellungshalle zu besuchen, die nur in den Sommermonaten geöffnet ist. Damit sich die 3 Euro Eintritt lohnen, entscheiden wir, hätten wir aber doch etwas mehr Zeit mitbringen müssen. Stattdessen möchten wir lieber noch etwas Radfahren. Also spazieren wir nur noch kurz durch den Park, in dem einige Exponate rund um das Thema Schifffahrt ausgestellt sind: messingfarbene Schiffsschrauben und schwarzlackierte Anker glänzen im Sonnenlicht.
Was es mit den überdimensionalen schwarzen Händen auf sich hat, die den Springbrunnen einrahmen, konnte ich nicht herausfinden. Derweil bewegt sich im Hintergrund der riesige Wassertrog mit dem Frachtschiff langsam nach oben.
Wenn Du hier bereits eine Pause machen möchtest, kannst Du im benachbarten Restaurant Rusticus einkehren. Wir fahren jetzt jedoch weiter.
Über die Dörfer bis nach Reinstorf
Im Ort folgen folgen wir nach links den Schildern Richtung Rullstorf. Von dort geht es weiter nach Boltersen. Wenn wir etwas mehr Zeit hätten, würden wir jetzt weiter bis nach Neetze fahren. Auf dem Weg dorthin befinden sich Hügelgräber. Und etwas südlich, nicht weit von Neetze, liegt der Krusenhof, der unter dem Namen „Gut Flickenschild“ als Drehort für Rote Rosen dient. Aber auch dafür fehlt heute leider die Zeit. Das kommt davon, wenn man morgens zu lange schläft….

Stattdessen biegen wir in Boltersen rechts ab von der Hauptstraße Richtung Sülbeck. Die Landstraßen waren bis hierher wenig befahren, in den Ortschaften kann man auch die Gehwege als Radwege nutzen. Jetzt aber kommen wir auf eine asphaltierte Nebenstrecke mit so gut wie gar keinem Autoverkehr – so macht das Radfahren Spaß! Weizenfelder zur Linken, Kartoffelfelder zur Rechten, blauer Himmel und Sonnenschein.
Keine Radtour ohne Einkehr
In Sülbeck biegen wir an der T-Kreuzung links ab, um dann am Ortsende wieder rechts Richtung Wendhausen zu fahren. Denn wir haben ein Ziel: keine Radtour ohne Einkehr! Mittlerweile sind wir auch schon fast 20 Kilometer gefahren und haben mächtig Durst. In Wendhausen müssen wir noch einmal links und dann rechts. So kommen wir nach Reinstorf.

Dort biegst Du wieder links ab, folgst der Straße und dann noch einmal links. Wenn Du denkst, dass sich hier Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, stehst Du plötzlich vor dem Heide-Hotel Reinstorf. Den Tipp hatte ich aus dem Buch „Prost Mahlzeit! Köstliches von der Elbe bis in die Heide“.

Das Hotel macht einen sehr guten Eindruck. Es wird vor allem für Seminare genutzt, aber ich kann mir vorstellen, dass es sich auch gut für ein nettes Wochenende in der Lüneburger Heide eignet. Ich werfe einen Blick in das Restaurant Vitus. Die Tische sind bereits für den Abend gedeckt, es sieht alles sehr ansprechend aus. Wir nehmen aber draußen Platz und werden auch gleich bedient. Und endlich gibt es das wohlverdiente Bier beziehungsweise Radler – natürlich mit „Lüpi“, dem Lüneburger Pilsener (auch wenn das nicht mehr in Lüneburg gebraut wird).
Kellner Emil ist ausgesprochen freundlich und empfiehlt uns, wenn wir gerne Radfahren, dann sollen wir doch einmal Garmisch-Partenkirchen besuchen. Mir scheint, er überschätzt unsere Fitness etwas.
Nun geht es auf dem schnellsten Weg nach Hause. Da wir aber nicht über Barendorf und entlang der B216 fahren wollen, nehmen wir den Weg zurück bis Wendhausen und folgen dort der Ortsdurchfahrt. Am Ende des kleinen Dorfes haben pfiffige Verkehrsplaner einen Kreisverkehr angelegt. Ich stelle mir vor, wie dringend notwendig der wohl gewesen sein muss, weil sich vermutlich zur Rush-Hour die Autokolonnen durch das Dorf schlängeln…. Da hätte man lieber mal in ein Schild investiert, denn das fehlt. Wir halten uns instinktiv halb rechts und finden schließlich den ersehnten Hinweis auf den nächsten Ort: Neu-Sülbeck. Leider ist die Straße tatsächlich für einen Sonntagnachmittag relativ viel befahren und es gibt keinen Fahrradweg. Man sollte sich also doch gegebenenfalls einmal schlau machen, ob es eine alternative Strecke gibt.
Über den Kanal hinweg ins Gewerbegebiet
Kurz vor Lüneburg treffen wir wieder auf den Elbe-Seitenkanal – dieses Mal überqueren wir ihn -, dann geht es rechts auf den Fahrradweg. Der endet dann abrupt vor dem Flugplatz und wir befinden uns mitten im Gewerbegebiet. Der Weg ist zwar nicht besonders attraktiv, am Sonntag aber natürlich menschenleer. Und wir kommen vorbei am „Rote-Rosen-Studio“ in der Lilienthalstraße, das eigentlich offiziell „Studio Hamburg Serienwerft“ heißt. Von hier aus finde ich den Weg nach Hause quasi im Schlaf….
Fazit: Eine schöne Strecke für einen kleinen Ausflug mit dem Rad. Wer etwas mehr tun möchte, der kann Neetze und Süttorf noch mitnehmen. Und wer jetzt immer noch unterfordert ist, der kann bis nach Bleckede durchfahren. Das haben wir uns aber für ein anderes Mal vorgenommen – und zwar mit dem Heide-Express. Für welche Variante auch immer Du Dich entscheidest: Ich wünsche Dir viel Spaß beim Radfahren in der Lüneburger Heide!
Ein Kommentar zu „Sommer, Sonne, Schiffshebewerk“