Am vergangenen Samstag war ich endlich mal wieder auf einem Live-Konzert. Gustav Peter Wöhler gab sich mit seiner Band auf GUT Bardenhagen die Ehre. Kennst Du nicht? Dann wird’s Zeit! Als Schauspieler hast Du ihn sicher hier und da mal im Fernsehen gesehen. Selten in Hauptrollen, aber umso häufiger in ganz besonderen Nebenrollen. Zu Beginn seiner Karriere auf komische Rollen abonniert, avancierte Wöhler zum Charakterdarsteller. Nicht besonders groß, nicht gerade schlank und wenig Hals – kein Adonis, aber eben ein ganz besonderer Typ. Dass er auch Musik macht, wusste ich. Dass er das aber bereits seit 22 Jahren tut, hat mich dann doch überrascht. Das 20-jährige Bandjubiläum, so sagt er dann auch selbst zu Beginn des Abends, habe man irgendwie verpennt. Und so feiere man nun das 22-jährige.
Wow! Es beginnt mit leisen Tönen. Eine Ballade, irgendetwas irisch-anmutendes. Kenne ich nicht, egal. Die Stimme des 61-jährigen zieht mich gleich in ihren Bann. Mein Mann zu meiner Rechten, der keine Ahnung hatte, auf was er sich einlässt, drückt meine Hand und lässt sie erst los, um am Ende des Songs begeistert zu applaudieren. Alles richtig gemacht. Gustav Peter Wöhler singt ausschließlich Cover-Songs, aber die Auswahl ist äußerst interessant. Das Meiste auf Englisch: von den Rolling Stones über U2, von Jackson Browne bis Police. Dann ganz plötzlich „Nur geträumt“ von Nena in einer wirklich eigenwilligen Version. Und schon ist Pause.
Danach geht es in der gleichen Qualität weiter, das Publikum ist begeistert. Mit „Short People“ seien Menschen wie er gemeint, meint Wöhler selbstironisch. Bei „Bridge over troubled water“ wird es noch mal ganz leise. Auch die Band gibt alles: Kai Fischer am Klavier, Mirko Michalzik an der Gitarre und – der hat es mir besonders angetan – Olaf Casimir am Kontrabass. Natürlich darf auch jeder von ihnen bei dem einen oder anderen Solo zeigen, was er drauf hat. „Dieser große Künstler“, kündigt Wöhler an, „gibt in diesem Jahr nur ein Konzert in Deutschland, und das auch noch in Hamburg. Wer hat schon Karten für Billy Joel?“ Meine Nachbarn zur Linken reissen sogleich die Hände hoch, und sie sind nicht allein. Einen Moment lang ärgere ich mich, dass ich mich dagegen entschieden habe, Karten zu kaufen. Zuhause, so nehme ich mir vor, werde ich doch noch einmal schauen, ob es noch welche gibt und was sie kosten. Aber bei der nun folgenden Version von „She’s always a woman to me“ bin ich hin und weg. Wenn jetzt noch „Just the way you are käme…“
Zweimal müssen die Musiker noch für eine Zugabe auf die Bühne, dann entlassen wir sie endlich in den wohlverdienten Feierabend. Was an diesem Abend geboten wurde, war pure Leidenschaft und ganz große Kunst. Dabei saßen wir in der zweiten Reihe, also ganz nah dran. Und das macht den Reiz aus bei diesen Konzerten in den kleinen Hallen und Sälen dieser Welt. Du bist ganz nah dran – Du siehst den Gesichtsausdruck des Künstlers, und das nicht auf einer großen Leinwand. Du spürst die Leidenschaft. Und das braucht keine aufwendige Technik und Lasershow. Die Tickets haben übrigens 38 Euro gekostet, das finde ich angemessen.
Als wir wieder zu Hause sind, habe ich immer noch „She’s always a woman to me“ im Ohr. Ich schaue nach, ob es noch Karten gibt für Billy Joel. Ja, es sind noch wenige Tickets für das Konzert am 30. Juni im Volksparkstadion zu haben. Für 87,50 Euro kannst Du in Block 8C in einer der fünf letzten Reihen sitzen. Gebühren kommen da sicher auch noch hinzu, und zwei zusammenhängende Plätze gibt es nicht mehr. Das Stadion hat 57.000 Plätze. Für 179,50 Euro gäbe es noch Einzelplätze in Block 5A und 6A. Und dann ist da noch ein „Premium Seat Front“ für 352 Euro. Noch Fragen?
Ohne Zweifel ist Billy Joel einer der größten Musiker unser Zeit. Und er wird sicher ein großartiges Konzert abliefern. Selbstverständlich hat auch der technische Aufwand seinen Preis. Und jeder muss selbst wissen, ob es ihm das wert ist. Ich gehe für das Geld aber lieber in das eine oder andere kleine Konzert in meiner Umgebung. Da werde ich jetzt mal schauen, was in den nächsten Wochen und Monaten so los ist im Salon Hansen, in der Ritterakademie, im Kulturforum Lüneburg und selbstverständlich auch auf GUT Bardenhagen, denn das ist ja auch nur 15 Minuten mit dem Auto von Lüneburg entfernt. Dass man hier auch hervorragend essen und übernachten kann, möchte ich nur am Rande erwähnen. Die Kombination mit dem Kultur-Menü, das bei Veranstaltungen angeboten wird, kann ich auf jeden Fall sehr empfehlen.
Am 15. April gibt’s erstmal Die Zauberflöte in einer Version für Quartett und Sprecher in der Kulturbäckerei. Bis zum Konzert von Fee Badenius am 24. Oktober im Kulturforum Lüneburg ist es ja noch ein bisschen hin. Aber am besten sichere ich mir schon mal zwei Tickets. Vor allem, wenn ich dafür jetzt so viel Werbung mache….
Vielleicht gehe ich auch zu A Summer’s Tale und schnuppere mal wieder ein bisschen Festival-Luft. Da sind auch viele bekannte Künstler, aber das Tagesticket gibt es schon ab 49 Euro.
Wenn Du Gustav Peter Wöhler auch sehen möchtest, dann schau Dir doch mal die Tourneetermine hier auf seiner Website an. Und hier habe ich Dir noch ein Youtube-Video herausgesucht, das Appetit machen soll. Auch eines von diesen eher ruhigen Stücken, die ich nicht kannte. Das mag daran liegen, dass es von Procol Harum ist und ich erst zwei Jahre alt war, als es herauskam. Dennoch hat mich die Stimme und die gefühlvolle Interpretation von Gustav Peter Wöhler hier ganz besonders beeindruckt.
In diesem Sinne wünsche ich Dir ein schönes Konzertjahr 2018 in und um Lüneburg! Und wenn Du noch Tipps für mich hast, immer her damit 🙂
P.S. Am 16. Juni gehe ich aber trotzdem in die Elbphilharmonie.
P.P.S. Und das soll jetzt auch nicht heißen, dass ich gegen die Arena Lüneburger Land bin!