Gefühlt befasse ich mich schon seit Wochen, wenn nicht Monaten, mit Weihnachten. Vielleicht bin ich einfach aufgeregt, weil es mein erstes Weihnachten in Lüneburg ist. Vielleicht will ich auch nur, dass dieser trübe November endlich ein Ende nimmt. Und irgendwie scheint er kein Ende zu nehmen. Wenn ich dann noch daran denke, dass wir ja quasi um den 4. Advent betrogen werden, weil der auf Heiligabend fällt. Da muss man doch irgendwie früher anfangen mit der Adventszeit. Und siehe da, langsam ist Land in Sicht.
Ich gebe zu, dass Weihnachtsmärkte für mich in erster Linie da sind, um – möglichst in geselliger Runde – Speisen und Getränke zu mir zu nehmen. Und ehrlich gesagt besonders Getränke. Der erste Glühwein schmeckt immer gut: Oh, der ist aber lecker, nicht so süß. Beim zweiten bin ich mir da schon nicht mehr so sicher. Und dann brauche ich doch was zu essen und hole mir irgendetwas kohlenhydrat- und fettreiches zu überteuerten Preisen. Und dennoch liebe ich Weihnachtsmärkte.
Im Bärentreff habe ich mir jetzt erstmal Glühweinsterne aus Fruchtgummi gekauft. Die haben wenigstens keinen Alkohol. Dafür aber eine Menge Zucker. Die Fallen lauern überall. Apropos Falle, auf das Thema komme ich am Ende nochmal zurück. Der Schoko-Adventskalender liegt auch schon bereit.
Das Lüneburger Winterdorf in der Schröderstraße (im Hinterhof des ehemaligen News) hat ja bereits am 30. Oktober die Saison eröffnet. Seitdem zerreißt sich das Netz mal wieder das Maul, ob man denn vor Totensonntag einen Weihnachtsmarkt eröffnen (aber der heißt ja auch Winterdorf…) oder Glühwein trinken dürfe, und dann wird wieder darüber lamentiert, dass ja ab Ende August die Christstollen in den Regalen liegen. Dazu sage ich: jeder wie er mag, oder, wie schon Friedrich der Große sagte: jeder solle nach seiner Façon glücklich werden. Keiner zwingt Dich, vor Totensonntag einen Weihnachtsmarkt zu besuchen oder vor dem 1. Dezember einen Christstollen zu kaufen. In diesem Land haben wir freie Marktwirtschaft, das heißt Angebot und Nachfrage regeln den Markt. Wenn also in diesem Jahr keiner hingeht, macht er vielleicht im nächsten Jahr nicht mehr auf. Und wen die weihnachtlichen Süßwaren im Spätsommer stören, der möge bitte einfach wegschauen.

Nun hört die Freiheit des einen aber bekanntlich da auf, wo die des anderen beginnt. Noch bevor der neue Weihnachtsmarkt am Alten Kran, der in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindet, begonnen hat, gehen die Anwohner auf die Barrikaden. Von wegen Lärm- und Geruchsbelästigung, und man sei ja in der Innenstadt sowieso schon durch die vielen Lokale und dann auch noch die Dreharbeiten geplagt. Wie Du ja vielleicht in der Lünepost gelesen hast, musste auch Entertainer Ben Boles die schmerzliche Erfahrung machen, dass seine Musik in der Nacht der Clubs nach 22 Uhr nicht mehr erwünscht war (wie gut, dass wir schon um 21 Uhr da waren). Das erinnert mich an den Probenraum meines ehemaligen Chores in Hamburg: Ein Anwohner sorgte mit seiner Beschwerde dafür, dass wir (abends von 20 bis 22 Uhr) nur bei geschlossenem Fenster proben durften. Eigentlich hätte er unseren Gesang auch bei geöffnetem Fenster gar nicht hören können, denn alle zweieinhalb Minuten fuhr direkt nebenan die U-Bahn vorbei (oberirdisch!). Und so denke ich auch: wer in der Lüneburger Innenstadt lebt, der genießt die Vorteile, alles fußläufig zu haben und die prächtigen Bauwerke jeden Tag aus nächster Nähe bewundern zu dürfen. Einen gewissen Lärmpegel muss man da schon in Kauf nehmen, sonst muss man raus aufs Land ziehen. Ich wohne 12 Minuten Fußweg vom Bahnhof – da beschwere ich mich auch nicht, dass ich ab und an mal die Züge höre.
Ich habe jedenfalls schon den ersten Glühwein probiert im Winterdorf. Er war – wie erwartet – nicht zu süß. Einen zweiten gab es an dem Tag nicht. Jetzt freue ich mich auf die Eröffnung der anderen Märkte. Am Donnerstag geht’s los. In der vergangenen Woche wurden bereits überall in der Stadt die großen Nordmanntannen aufgestellt. Die Spannung steigt!
Eine gute Übersicht über alle Lüneburger Weihnachtsmärkte (oder wie auch immer sie heißen…) findest Du auf der Seite der Lüneburg Tourismus. Hier kannst Du Dir einen Flyer herunterladen, den Du alternativ natürlich auch vor Ort in der Tourist-Info bekommst (das Winterdorf in der Schröderstraße wird hier allerdings nicht erwähnt). Das Angebot liest sich vielversprechend und vielfältig, ich muss sie unbedingt alle besuchen! Zusätzlich habe ich hier noch die links angegeben, soweit vorhanden.
Den Anfang macht am Donnerstag (23. November) das Lüneburger Weihnachtsdorf im Innenhof der Gaststätte Krone, nicht zu verwechseln mit dem oben erwähnten Lüneburger Winterdorf in der Schröderstraße. Die Eventlocation Krone will mit der „Schnucken-Alm“ Alpen-Atmosphäre in den Norden bringen und offensichtlich ordentlich Party machen.
Der Weihnachtsmarkt am Rathaus beginnt am 27. November. Hier geht es etwas traditioneller zu: Jeden Tag um kurz vor 17 Uhr spielt der Trompeter vom Balkon des Rathauses und im Anschluss singen Chöre für den gesamten Marktplatz weihnachtliche Lieder. Insider sagen, das sei eher etwas für Touris. Aber ich werde mir natürlich selbst ein Bild machen.
Am Alten Kran öffnet der Weihnachtsmarkt am 29. November zum ersten Mal seine Pforten. Der Veranstalter setzt auf hochwertige lokale Gastronomie mit Winzerglühwein und Bio-Burgern. Auch regional hergestelltes Kunsthandwerk soll angeboten werden. Ich finde, das klingt auf jeden Fall interessant. Zumal ich weiß, dass es auch einen Stand von SoulVood geben wird. Ich halte ja normalerweise nicht so viel von dem ganzen Veganer-Hype. Aber ich mag so gerne Burritos, und die dürfen dann von mir aus auch vegan sein, wenn sie so gut schmecken.
Am selben Tag geht es auch bei der St. Johanniskirche los. Dieser Weihnachtsmarkt soll besonders schön und stimmungsvoll sein. In den Laubbäumen vor der Kirche hängen leuchtende Sterne und Christbaumkugeln. Und in der urigen Holzhütte ist es auch bei schlechtem Wetter gemütlich.
Etwas ganz Besonderes ist der historische Christmarkt rund um St. Michaelis. Er findet nur am 2. und 3. Dezember statt. Alle Mitwirkenden tragen Gewänder aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Hierzu erbitten die Stadtwachen an den Eingängen einen kleinen Wegezoll. Es gibt nur Speisen und Getränke nach alten Rezepten. Moderne Weihnachtsarktikel suchst Du hier vergeblich. Der historische Christmarkt wird vom Arbeitskreis Lüneburger Altstadt e.V. veranstaltet. Die Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich und der Erlös geht in die Restaurierung alter Baudenkmäler in der Lüneburger Altstadt. Der Markt ist übrigens auch eine gute Gelegenheit, sich die eindrucksvolle St. Michaeliskirche einmal von innen anzuschauen.
Zum Schluss habe ich noch ein Audiofile für Dich. Es begab sich zu der Zeit, dass…. ich glaubte, oder zumindest hoffte, eine große, oder zumindest kleine, Karriere als Sprecherin vor mir zu haben. Da habe ich dann manchmal zum Üben einen Text eingesprochen. Das professionelle Equipment dazu schimmelt hier leider seitdem vor sich hin, keiner wollte es haben. Ach man weiß ja nie, wofür es noch einmal gut sein wird. Hier kommt also die etwas andere Weihnachtsgeschichte: „Die Falle“ von Robert Gernhardt. Es ist schon eine sehr alte Geschichte, was man daran merkt, dass es noch die D-Mark gab. Aber immer wieder schön 🙂 Und nun wünsche ich Dir eine schöne Vorweihnachtszeit!
Titelfoto: Weihnachtsmarkt bei der St. Johanniskirche, © Lüneburg Marketing GmbH
Ein Kommentar zu „Mehr als Glühwein und Bratwurst – Weihnachtsmärkte in Lüneburg“