Bardowick – ein schönes Fleckchen vor den Toren Lüneburgs

Samstag 15.30 Uhr. Normalerweise Zeit für die Bundesliga-Show im Radio. Aber der HSV hat schon gestern Abend verloren. Der Himmel hat sich gerade wieder zugezogen, aber es soll trocken bleiben. Also schwinge ich mich auf mein Fahrrad. Gleich nachdem ich auf der Lünertorstraße die Ilmenau überquert habe, folge ich nach rechts dem Schild mit dem Fahrradsymbol: „Bardowick 5,7 km“. Die ersten Meter auf dem Kopfsteinpflaster sind noch mühsam, aber schon bald gelange ich auf einen Schotterweg. Und auch die Sonne lugt gerade rechtzeitig hinter den Wolken hervor. Immer entlang der Ilmenau, verlasse ich langsam die Stadt. Manchmal ist der Weg schmal und schon etwas zugewachsen. Gerade an einer solchen Stelle kommt mir eine Gruppe Segway-Fahrer entgegen und es schmeißt mich fast ins Gebüsch. Der Weg wird wieder breiter und ich radele gemütlich vor mich hin, lasse den Blick nach rechts und links schweifen. Irgendwann überholt mich ein älteres Paar auf Fahrrädern. Bin ich wirklich so langsam? Die haben bestimmt e-bikes, geht es mir durch den Kopf. Dann zwei Radfahrer mit Hund im Gegenverkehr. Der kleine braun-weiß gefleckte Hund, nicht angeleint, weicht nach rechts aus, ich nach links. Dann der Hund nach links, ich nach rechts. Das hätte schiefgehen können, ich fluche. Gibt es eigentlich keine Anleinpflicht? Ich war auch schon mal entspannter. Ich hatte mich über etwas geärgert, bevor ich losgefahren war. Vielleicht sollte man nicht Radfahren, wenn man in so einer Stimmung ist. Andererseits, es gibt Schlimmeres was man aus Frust machen kann. Auf der linken Seite erblicke ich jetzt eine große Wiese voll mit Sonnenblumen. Ich halte an, um Fotos zu machen. Dabei trete ich fast in eine Schnecke, die gibt es hier zuhauf.P1080029

P1080031

Schon bald erscheinen am Horizont die ersten Häuser. Ist Bardowick eigentlich ein Stadtteil von Lüneburg, eine Ortschaft, oder ein Dorf, frage ich mich? Nein, es ist ein sogenannter Flecken, lerne ich bei Wikipedia, das ist eine kleinere, aber lokal bedeutende Ansiedlung. Bardowick hat knapp 7.000 Einwohner und ist eine von sieben Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Bardowick (ungefähr 17.000 Einwohner). Und die wiederum liegt im Landkreis Lüneburg.

Ein roter Kirchturm ragt hervor, das muss ich mir näher anschauen. Vorher passiere ich noch die Schleuse, von einem Boot höre ich lautes Reden und Lachen. Die Leute tragen Dirndl, Lederhosen und karierte Hemden – es ist wieder Oktoberfest-Zeit, davon bleibt auch Bardowick nicht verschont. Eine Toilette gibt es offensichtlich nicht auf dem Boot, denn am Ufer steht breitbeinig ein Mann und düngt die Hecke.

Ich biege links in den Wald ein. Eine Gruppe Spaziergänger schaut mich erwartungsvoll an – ach ja, hier grüßt man sich ja, das vergesse ich immer wieder. Ein Schild weist auf den „historischen Rundgang“ hin, und ich lande direkt am St. Nikolaihof. Und da ist auch der Kirchturm, den ich von weitem gesehen habe. Die Kapelle wird von weiteren roten Backsteingebäuden eingerahmt. Dieses Baudenkmal aus dem Spätmittelalter wurde erst vor kurzem aufwändig restauriert.

P1080042

Nun muss ich mir aber unbedingt noch den Bardowicker Dom ansehen. Dom? Wow, der ist wirklich beeindruckend. Bardowick muss früher eine ziemlich bedeutende Stadt gewesen sein. Ich möchte nicht zu tief in die Geschichte einsteigen, das haben andere kluge Menschen bereits getan, beispielsweise auf der Homepage von Bardowick. Dort findest Du viele weitere interessante Informationen. Die Website ist zwar technisch nicht ganz auf dem neuesten Stand, aber äußerst liebevoll gestaltet!

P1080046

Der Himmel hat sich wieder zugezogen und es ist frisch geworden. Den ganzen historischen Rundgang muss ich mir wohl für ein anderes Mal aufheben. Ich komme noch am Gildehaus vorbei, dort ist ein hübscher roter Feuerwehr-VW-Bus ausgestellt. Von weitem sehe ich noch eine Windmühle, aber die schaffe ich jetzt wirklich nicht mehr.

Am Ende zeigt meine Fitness-App doch ganze 18,5 km an. Jetzt habe ich mir ein gutes Essen und ein gepflegtes Getränk aber wirklich verdient. Das alles bekomme ich in der BarBarossa in der Unteren Schrangenstraße. Spätestens beim warmen Reiswein und dem leckeren Gemüse-Tempura im Schein der Kronleuchter verfliegt auch das letzte bisschen Ärger. Aber über dieses und die vielen anderen tollen Restaurants in Lüneburg will ich ein andermal erzählen.

P1080049
Hamburg liegt auf der Ilmenau…
P1080048
Historisches Feuerwehrauto vor dem Gildehaus

6 Kommentare zu „Bardowick – ein schönes Fleckchen vor den Toren Lüneburgs

  1. Hallo 🙂
    Danke für deinen schönen Bericht. Ich habe gleich „Nach Bardowick radeln“ auf meiner Lüneburger-To-do-Liste notiert.
    Schade, dass du nicht weiter bis zur Mühle gefahren bist. Dort gibt es ein tolles Café mit leckerem Kuchen, das wunderbar (besonders bei schönem Wetter) zum Verweilen einlädt. Vielleicht etwas für deine nächste Tour 😉

    Like

  2. Da hast du das beste verpasst. Die Himmelstraum Torte in Meyers Mühlen- Café. Und für den Nicolaihof hättest du dir ein wenig Zeit nehmen sollen. Der ist zauberhaft.

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s