Nein, ich möchte hier nicht über die zahlreichen Brandkatastrophen berichten, die in und um Lüneburg in jüngster Zeit geschehen sind. Es geht um meine Feuer – um die Dinge, für die ich mich begeistere. Darum, wieviele davon ich am Brennen halten kann, und welche das sein sollen.
Im April war ich bei einer Lesung im Wohnprojekt „Querbeet„. Auch so ein spannendes Thema: Mehrgenerationen-Wohnprojekte in ökologischer Bauweise. Im August 2018 schrieb ich hier auf diesem Blog über das Wohnprojekt „Am Speicherbogen“. Im Herbst 2022 wurde das Baubiologie-Magazin auf meinen Beitrag aufmerksam und ich durfte zu diesem Thema noch einmal gründlicher recherchieren und einen Artikel verfassen, der im Februar 2023 veröffentlicht (und sogar vergütet!) wurde. Der Beitrag wurde dann noch einmal überarbeitet und erschien im BUND Jahrbuch Ökologisch Bauen & Renovieren 2024.
Geplant war ein weiterer Artikel zum Wohnprojekt „Querbeet“, das damals noch im Bau war und mittlerweile fertig und bewohnt ist (Bilder unten vom Strohbautag im Mai 2023). Zufall oder nicht – im Januar lernte ich eine Bewohnerin des Projektes kennen, mit der ich mich anfreundete. Auch mit der Ansprechpartnerin für PR und Marketing habe ich bereits seit einiger Zeit Kontakt. Seitdem steht auf meiner To-do-Liste, den Chefredakteur des Baubiologie-Magazins noch einmal zu kontaktieren. Getan habe ich es bis heute nicht. Warum nicht? Weil ich einfach zu viele andere Dinge um die Ohren habe. Und damit zurück zu der oben erwähnten Lesung.


Udo Schroeter las aus seinem Buch „Das Feuer des Lebens“. In der Geschichte von Ben, der in der Monotonie seines Alltags gefangen ist, und sich fragt, wofür er eigentlich (noch) brennt, stehen echte Feuer, die sein Freund Bo am Strand entzündet, sinnbildlich für die Dinge, die uns wichtig sind im Leben. Tatsächlich stimmt der Vergleich: Genauso wie wir rein praktisch nur eine begrenzte Anzahl an Lagerfeuern am Brennen halten können – denn die Feuer wollen genährt, gehegt und gepflegt werden – sind auch unsere Möglichkeiten limitiert, uns unendlich vielen Projekten zu widmen. In der Geschichte stellt Bo die These auf, dass man sich auf drei Feuer beschränken sollte. Er berichtet, wie er entschieden hat, sich auf seine drei wichtigsten Feuer zu konzentrieren: seine Familie, das Musikmachen und den Campingplatz, den er betreibt. Die drei anderen Feuer – seinen Nebenjob, das Ehrenamt und den Volleyballverein – hat er ausgehen lassen.
Wofür brenne ich?
Doch wie genau definiere ich ein Feuer? Und kann ich möglicherweise einige davon zusammenfassen zu einem größeren Feuer? Im Buch klingt das alles so einfach. Dabei fällt es mir gar nicht so leicht, meine Feuer zu definieren und zu priorisieren. Eingefallen sind mir die folgenden (und die Reihenfolge soll noch keine Wertung sein!)
Meine Feuer:
- Meine Familie (dazu zähle ich in diesem Fall meinen Mann & meine Hunde)
- Toastmasters
- Das Schreiben
- Komparseneinsätze
- Mein Minijob bei Innotens
Super, könnte man meinen, sind ja nur fünf, dann muss ich nur zwei streichen. Doch so einfach ist es nicht. Das erste und das letzte sind gesetzt 🙂 Ich könnte ein bisschen mogeln und die beiden letzten unter „Erwerbstätigkeit“ zusammenfassen. Das tut auch Bo, der zugibt, dass er auf seinem Campingplatz noch ab und zu Volleyball spielt. Er betont, dass er die beiden Feuer nicht verbunden habe, sondern das eine in dem anderen habe aufgehen lassen, das sei ein wichtiger Unterschied.
Reden und Schreiben
Puh. Immer noch eins zu viel. Doch den Mann und die Hunde verlassen? 😉 Was könnten Toastmasters (= Reden) und Schreiben gemeinsam haben? Gut, es geht in beiden Fällen um Wörter und Sprache. Aber nein, so wird kein Schuh daraus. In Wirklichkeit ist es ja noch viel schlimmer: Das Schreiben ist eigentlich ein Überbegriff für viele kleine Projekte. Das Schreiben für die Zeitung habe ich mehr oder weniger an den Nagel gehängt. Dieses Blog wurde seit März diesen Jahres nicht mehr gefüttert. Doch es gibt da ein ganz großes Feuer, das tief in mir lodert: Ich möchte ein Buch schreiben, einen Roman! Ja, das kommt jetzt nicht ganz überraschend. Ich rede schon lange davon, und langsam konkretisiert es sich. Auch wenn es schon wieder mehr als ein Jahr her ist, dass ich gemeinsam mit Julia (bitte lest unbedingt ihr Buch!) in einer einstündigen Brainstorming-Session ein grobes Konzept auf ein großes Stück Papier brachte. Aber ich komme voran! Seit Mai bin ich Teil der „Plotten für Chaoten“ Community von Kathrin Lange. Die monatlichen Zoom-Treffen – in Ergänzung zu den lokalen Treffen der Worteweber – empfinde ich als sehr inspirierend. Auch an einem Ganztagesseminar habe ich bereits teilgenommen. Und nun geht es mit Volldampf auf den NaNoWriMo zu! Das steht für „National Novel Writing Month“ und ist eine Initiative aus den USA, bei der Autorinnen und Autoren sich „verpflichten“, ein bestimmtes Schreibziel innerhalb eines Monats zu erreichen. Offiziell sind es 50.000 Wörter, man kann sich aber auch ein anderes Ziel setzen. Kathrin hat sich in diesem Jahr vorgenommen, sich mit Mitgliedern aus der Community am NaNoWriMo, der traditionell im November stattfindet, zu beteiligen. Ich bin dabei! Und es kommt noch besser: Für die zweite Novemberwoche habe ich mir ein kleines Appartement im Münsterland gemietet. Eine Schreib-Auszeit für mich ganz alleine, ohne Mann und Hunde. Teile meines Buches, so viel sei verraten, sollen in dieser Gegend spielen, daher hoffe ich auf Inspiration und vielleicht auch die eine oder andere Möglichkeit zur Recherche vor Ort.

Doch auch das Toastmasters-Feuer lodert weiterhin hell. Für dieses Toastmasters-Jahr, das am 1. Juli begonnen hat, habe ich eine zusätzliche Aufgabe übernommen: Ich bin jetzt Area-Director und damit für insgesamt fünf Clubs zuständig. Das bedeutet, ich muss alle meine Clubs mindestens zweimal besuchen, zwei Club Officer Trainings für die Vorstandsmitglieder der Clubs organisieren, sowie den Area-Wettbewerb. Dazu kommen Weiterbildungen – am vergangenen Wochenende war ich in Dresden zum District Officer Training – sowie weitere Veranstaltungen. Es ist viel Arbeit, macht aber auch Spaß, ich treffe interessante Menschen und entwickle mich weiter.
Für meinen eigenen Club SALT Lüneburg bin ich weiterhin Schatzmeisterin. Und neben den zahlreichen administrativen Aufgaben soll die aktive Teilnahme an den Clubtreffen natürlich nicht auf der Strecke bleiben. In der kommenden Woche werde ich die letzte Rede in meinem ersten Pfad „Presentation Mastery“ halten und den Pfad somit abschließen – ein Meilenstein in der Entwicklung jedes Toastmasters! Auch bei meinem anderen Club, den Hamburg International Speakers, versuche ich, zumindest einmal monatlich an den Clubtreffen teilzunehmen.

Puh. Das sind zwei ziemlich große Feuer. Sieht nicht so aus, als würde ich eines davon in nächster Zeit ausgehen lassen wollen. Tja, und die anderen beiden sind gesetzt. Schließlich muss ich noch ein bisschen Geld verdienen, meinen Mann in seiner Firma unterstützen, und auch von den Komparsentätigkeiten mag ich mich so gar nicht verabschieden.
Wer sagt eigentlich, dass Udo Schroeter Recht hat? Gibt es „die“ ideale Anzahl an Feuern? Vielleicht kann ich meine vier Feuer am Leben erhalten. Vielleicht ist aber eines von ihnen zu groß geworden – oder sollte ich sagen zu breit? Je mehr ich darüber nachdenke, kann es dabei eigentlich nur um das Schreiben gehen. Journalistisches Schreiben und ein Buch schreiben sind zwei ganz verschiedene Dinge. Das Bloggen habe ich – übrigens vor ziemlich genau sieben Jahren – in erster Linie angefangen, um mich in Lüneburg als freie Journalistin bekannt zu machen. Es hat mir großen Spaß gemacht, gemeinsam mit meinen Leserinnen und Lesern – Euch – meine neue Heimat zu erkunden. Und ja, vielleicht hat es mir am Ende sogar zu meinen Aufträgen für die Landeszeitung, das Quadrat und WatLöpt verholfen. Doch wenn ich ehrlich bin, gehen mir langsam die Themen aus, und je länger die Zeit wird, die seit dem letzten Blogbeitrag verstrichen ist, desto mehr spüre ich den Druck und das schlechte Gewissen. Das muss aufhören!
Ruthis Lüneburg-Blog – Quo Vadis?
Für meinen letzten Beitrag über das Ostpreußische Landesmuseum habe ich mich noch einmal richtig ins Zeug gelegt. Ein super interessantes Projekt, das für mich aber auch sehr viel Arbeit bedeutete. Denn das war ein nicht ganz einfaches und recht sensibles Thema, bei dem ich nicht unbedingt mit großem geschichtlichen Vorwissen glänzen konnte. Dank der Unterstützung des Museumsdirektors Dr. Joachim Mähnert ist es ein sehr schöner Beitrag geworden, auf den ich ein bisschen stolz bin. Doch diese Aufgabe hat mich unverhältnismäßig viel Zeit gekostet. Zeit, die ich in Zukunft lieber meinem Buchprojekt widmen möchte – und das ohne schlechtes Gewissen oder einen Druck in der Magengegend.
Hier und da werden mir wieder neue Themen begegnen, so dass ich vielleicht das Bedürfnis verspüren werde, darüber zu bloggen. Ich bewundere Menschen, die das mal eben so aus dem Ärmel schütteln. Ich gehöre nicht dazu. Vielleicht werden es auch mal Themen sein, die eigentlich nicht hierhin gehören, das habe ich mir bis jetzt versagt, denn dieses Blog sollte kein Gemischtwarenladen werden. Auch das könnte sich ändern. Ich lasse es auf mich zukommen. Ich habe große Lust, noch das Brauereimuseum zu besichtigen. Ob und wann ich das tue – und ob und wann ich dann darüber schreibe, werde ich sehen.


Nach sieben Jahren – im verflixten siebenten Jahr? – möchte ich dieses Blog zunächst einmal ruhen lassen. Das Feuer wird nicht ganz ausgehen. Es glimmt weiter – durch Euch. Auch ohne mein Zutun hat mein Blog immer noch erstaunlich viele Aufrufe. Hier und da findet mich jemand, weil er ein Lüneburg-Thema recherchiert. Viele der Beiträge sind relativ zeitlos und können zunächst einfach so stehenbleiben. Ich werde weiterhin brav meinen Beitrag für WordPress bezahlen. Und spätestens wenn mein Buch fertig ist, möchte ich das natürlich HIER verkünden!
Bühne, Buch und Beagles
Ein letzter Satz zum Thema Komparsentätigkeit: Vor einem Jahr hatte ich einen großartigen Einsatz, der mich nach St. Peter-Ording und Hamburg führte. Seit dem 5. September ist der Film endlich in den Kinos und ich habe ihn mir am Montag angeschaut. Die Kritiken waren nicht allzu gut, entsprechend niedrig die Besucherzahlen im Filmpalast Lüneburg. Ich war dennoch begeistert! Vielleicht hätte ich mir den Film niemals angeschaut, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Doch ich habe es nicht bereut! Wenn Ihr die Gelegenheit habt, schaut ihn Euch bitte an! Hier geht’s zum Trailer von „Die Ironie des Lebens“. Auch meinen Mann hat der Film sehr berührt. Wer mich auf der Leinwand sucht, wird mich leider nicht finden. Nur ich weiß, dass ich dabei war. Und das ist ein verdammt geiles (Verzeihung!) Gefühl. Daher darf dieses Feuer nicht ausgehen. Und vielleicht ist es ja einer Teil meines Hangs zur Bühne, der auch ganz gut zu Toastmasters passt. Wenn ich dann noch den Minijob – die Tätigkeit für das Unternehmen meines Mannes – unter „Familie“ packe, sind es streng genommen doch nur drei Feuer. Oder?

Also Bühne, Buch und Beagles? Inklusive Beagle-Herrchen natürlich 😉
(Wobei ich spontan an Ina Müller denken muss: Singen, Sabbeln, Saufen ;-))
Was sind Deine Feuer? Wieviele sind es und wie hältst Du sie am Leben?
Über einen Austausch zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen.
Welch schöner Beitrag Ruth!Auch ich kenne das mit den vielen Feuern und habe das Gefühl, es werden immer mehr, je mehr ich der Freude folge😉.
Meine Feuer sind:
Reisen
Toastmasters
Fotos und Texte(n)
mein Sohn (auch wenn er fast erwachsen ist)
Die Feuer Zeichnen und Acrylmalerei glimmen etwas vor sich hin…
Ich stelle gerade fest, dass ich tatsächlich nur 3-4 große Feuer habe, obwohl es sich oft nach mehr anfühlt🙃.
Achtsam bleiben und sich immer wieder fragen, welche Feuer man weiter nähren möchte, ist vermutlich die Kunst!
Gutes Gelingen für dein Buchprojekt!
Beste Grüße, Bianca
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Das mit den Flammen ist ein großartiger Gedanke- ich würde mich da nicht einschränken- und manchmal hat das eine Feuer – und dann wieder ein anderes mehr Priorität.
1. Flamme ist die Familie und da gibt es ständig Veränderungen.
2. Flamme ist meine Reiselust – vor allem nach Afrika.
3. Flamme ist meine Fitness und da gibt es noch einiges zu tun.
Dein Buchprojekt erwarte ich voller Vorfreude!
Nur das beste für dich!
Mausi
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